Nie war es jemals einfacher, sich Gesundheit für die Hosentasche zu holen – im Appstore wimmelt es vor gesundheitsfördernden Apps und alle versprechen Hilfe. Aber welche sind vertrauenswürdig und von welchen sollte man lieber die Finger lassen? Im Folgenden stellen wir euch einige Apps vor, die zur sogenannten „Weißen Liste“ der Bertelsmannstiftung gehören. Also Apps, die auf Herz und Nieren überprüft sind und ärztlich auf Rezept verschreibbar sind. Kurz: Apps, die wirklich vertrauenswürdig sind.
BabyCare – Gesund & Schwanger
Das ist „BabyCare“
BabyCare ist das Vorsorgeprogramm für eine gesunde Schwangerschaft. Das Programm umfasst neben der als Medizinprodukt zertifizierten App ein gedrucktes Handbuch und eine individuelle Analyse der Lebensgewohnheiten, welche wissenschaftlich fundiert und datengetrieben Unsicherheiten abbauen soll.
Welchen Patienten-Nutzen verfolgt die App?
Als täglicher Begleiter unterstützt BabyCare werdende Mütter bei der Erkennung von zentralen Risiken im Verlauf der Schwangerschaft. Dies erfolgt durch Aufklärung, Information und durch die Analyse ihrer Lebensgewohnheiten. Risikokommunikation und Empowerment stehen dabei im Zentrum: Interaktive Tests, Fragen & Antworten, Kochrezepte, Gymnastikvideos und vieles mehr runden den Patienten-Nutzen ab.
Gibt es Mediziner und Institutionen, die die Funktionalität der App bestätigen können?
Das Vorsorgeprogramm BabyCare wird unterstützt und empfohlen vom Berufsverband der Frauenärzte e. V.. Aktuell empfehlen über 2.500 Frauenärztinnen und -ärzte BabyCare ihren Schwangeren, rund 70 Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Teilnahme. Der wissenschaftliche Beirat von BabyCare wird durch Prof. Dr. med. Wolfgang Henrich, Direktor der Klinik für Geburtsmedizin der Charité, angeführt.
Für welche Krankheiten ist die App ausgelegt?
Die App fokussiert auf bestimmte Schwangerschaftsverlaufsrisiken, die bisher nicht Gegenstand der Mutterschaftsvorsorge sind, für die es aber Leitlinien oder Empfehlungen von Fachgesellschaften oder einschlägigen Wissenschaftlern gibt. Diese sind: Gestationsdiabetes, Eisenmangel, Schilddrüsenfunktionsstörungen und Vaginalinfektionen.
diafyt – Spaß trotz Diabetes
Das ist „diafyt“
Die diafyt-App hilft Patienten, ihren Diabetes besser in den Griff zu bekommen. Dazu lernt die App in wenigen Tagen die Lebensweise des Patienten kennen und passt sich geänderten Bedingungen automatisch an. Der Patient gibt dazu seine Mahlzeiten ein. Die optimale Insulindosis berechnet die App.
Welchen Patienten-Nutzen verfolgt die App?
Die App hilft den Glukosespiegel im Zielbereich zu halten, vermeidet so Über- und Unterzuckerungen und die dadurch begründeten Langzeitschäden. In Ergebnis erhöht sich so die tägliche Lebensqualität und insgesamt sogar die Lebenserwartung.
Gibt es Mediziner und Institutionen, die die Funktionalität der App bestätigen können?
Die App ist noch recht neu auf dem Markt. Unterstützung erhält das Team vom Universitätsklinikum Dresden und der Charite in Berlin. Diabetologen empfehlen die App für Patienten mit großen Blutzuckerschwankungen.
Für welche Krankheiten ist die App ausgelegt?
Die App ist ein zertifiziertes Medizinprodukt und zugelassen für Typ 1 Diabetiker im Alter ab 14 Jahren.
BlutdruckDaten
Das ist „BlutdruckDaten“
BlutdruckDaten ermöglicht die Erfassung und Anzeige von Blutdruckmessungen. Die Werte werden als Diagramme in der App übersichtlich dargestellt und können ebenso als Auswertung gedruckt und dem Arzt vorgelegt werden.
Welchen Patienten-Nutzen verfolgt die App?
Die Unterstützung leitliniengerechter Heimmessungen, den Aufbau von Gesundheitskompetenz durch unsere Infothek sowie zugehöriger Infomail und Medikamentenverwaltung mit Erinnerungsfunktionen für die Einnahme.
Gibt es Mediziner und Institutionen, die die Funktionalität der App bestätigen können?
Viele Ärzte, Apotheken, Krankenkassen und Fachzeitschriften haben die App in der Vergangenheit empfohlen. Bei Tests aus Patientensicht in Konsumentenmagazinen erhielt die App viel Lob und Auszeichnungen. Ein Auszug ist unter www.blutdruckdaten.de zu finden.
Für welche Krankheiten ist die App ausgelegt?
Die App dient der Unterstützung eines individuellen Patienten im Umgang mit einem diagnostizierten Bluthochdruck (ICD-10 Schlüssel: I10, I11, I12, I13, I15).
Herodikos
Das ist „Herodikos“
Herodikos ist eine App für Bewegungstherapie. Unsere integrierte funktionelle Bewegungsanalyse schlägt dem Arzt ein patientenindividuelles Übungsprogramm vor. Während der Patient trainiert, bindet das eingebaute Monitoring- und Kommunikationsmodul den Arzt digital in den weiteren Therapieverlauf ein.
Welchen Patienten-Nutzen verfolgt die App?
Patienten erhalten mit Bewegungstherapie eine leitliniengerechte Therapieform, die ohne Wartezeiten zum Einsatz kommen kann. Durch die Individualisierung jedes einzelnen Übungsprogramms mithilfe der Herodikos-Software und die Einbindung des Arztes kann die Adhärenz zudem entscheidend verbessert werden. Zudem profitiert der Patient von einer modernen, flexiblen und multimodalen Therapie.
Gibt es Mediziner und Institutionen, die die Funktionalität Ihrer App bestätigen können?
Herodikos ist aktuell bei über 250 Ärzten und Physiotherapeuten deutschlandweit im Einsatz. Im Rahmen des jüngsten Versorgungsmodells “OrthoHero” ist Herodikos in Kooperation mit 44 Betriebskrankenkassen und dem Bundesverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU).
Für welche Krankheiten ist Ihre App ausgelegt?
Herodikos ist zertifiziertes digitales Medizinprodukt zur Be-handlung von Rücken- und Knieschmerz.
Nia – deine Neurodermitis App
Das ist „Nia“
Die Neurodermitis App Nia dient als digitale Behandlungsergänzung, zusätzlich zum Arzttermin. Die wichtigsten Funktionen sind:
- Dokumentation des Hautzustands durch klinische Scores & Fotos
- Identifikation potenzieller Schub-Auslöser
- Wissensbereich mit wissenschaftlich validierten Artikeln & Videos
Welchen Patienten-Nutzen verfolgt die App?
Durch die Dokumentationsfunktion sollen Patienten und Eltern von betroffenen Kindern lernen den Krankheitsverlauf und die individuellen Schub-Auslöser besser zu verstehen. Dadurch wird die Adhärenz gesteigert – für eine optimale Arzt-Patienten Kommunikation bei den Arztterminen. Die bereitgestellten Informationen im Wissensbereich und der daraus resultierende Wissenszuwachs empowert die Patienten.
Gibt es Mediziner und Institutionen, die die Funktionalität Ihrer App bestätigen können?
Nia erhält viel Zuspruch aus der Wissenschaft & Medizin. Als Ausgründung der Charité Berlin, zählen u.a. Prof. Dr. Worm (Charité) oder auch PD Dr. Staab (Charité) zu den Unterstützerinnen. Darüber hinaus gehört der DAAB, der Bundesverband Neurodermitis, die Arbeitsgemeinschaft Neurodermitis Schulungen e.V. und das aha! Allergiezentrum Schweiz zu einigen Institutionen, die die Nia App empfehlen.
Für welche Krankheiten ist Ihre App ausgelegt?
Für Neurodermitis-Betroffene (ICD-10 L20.8,L20.9,L28.0) und Eltern von betroffenen Kindern.
PRO-React Onco
Das ist „PRO-React Onco“
PRO-React Onco ist eine Web- und App-basierte Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA), die Brustkrebspatientinnen und -patienten bei dem Management Ihrer Symptome unterstützt. Dies erfolgt durch eine dynamische Beschwerdenerfassung und automatisierte Rückmeldungen an die Patientinnen und Patienten.
Welchen Patienten-Nutzen verfolgt die App?
PRO-React Onco hat einen positive Versorgungseffekt auf die Gesundheitskompetenz. Dadurch werden die Patientinnen und Patienten ein aktiver Teil ihres eigenen Behandlungsteams. Die automatisierten Verhaltenshinweise helfen den Patientinnen und Patienten dabei besser zu unterscheiden, welche Beschwerden sofort und welche erst beim nächsten regulären Arztkontakt besprochen werden müssen.
Gibt es Mediziner und Institutionen, die die Funktionalität der App bestätigen können?
Die App wird deutschlandweit in vielen Kliniken bereits genutzt und schon fest in die Behandlung vieler Patient:innen integriert. Diverse Expert:innen beziehungsweise Mediziner:innen profitieren bereits von der Wirksamkeit der PRO-React Onco App. Zu diesen Mediziner:innen gehören unter Anderen: Prof. Dr. Markus Schmidt – Professor für Molekulare Onkologie und Leiter der Abteilung für Konservative und Molekulare Gynäkologische Onkologie an der Universitätsfrauenklinik Mainz und Prof. Dr. Diana Lüftner von der Charité Berlin.
Für welche Krankheiten ist die App ausgelegt?
C50 – Bösartige Neubildung der Brustdrüse (Mammakarzinom)
M-sense – Migräne-App auf Rezept
Das ist „M-sense“
Das digitale Behandlungsprogramm M-sense Migräne ist durch ein integriertes Tagebuch für ihre Nutzer:innen ein täglicher Begleiter zwischen den Arztbesuchen. Die App erfasst Eigenschaften und Begleitsymptome der dokumentierten Attacken und erstellt einen Arztreport für einen kompakten und verlässlichen Überblick.
Welchen Patienten-Nutzen verfolgt die App?
Hilfe zur Selbsthilfe: Betroffene identifizieren Trigger und überwachen Häufigkeit und Stärke ihrer Migräne-Attacken. Durch Behavior Change Techniques und personalisierte Wissenslektionen, wird der Lebensstil an die Erkrankung angepasst. Klinische Studien haben bewiesen, dass aktive Verhaltensänderungen wie Entspannungsübungen die Häufigkeit und Intensität der wiederkehrenden Migräne-Attacken reduzieren.
Gibt es Mediziner und Institutionen, die die Funktionalität der App bestätigen können?
„M-sense sorgt für eine effektivere Behandlung meiner Patienten. In der kurzen Sprechstunde können nicht-medikamentöse Therapieoptionen zwar erklärt werden, eine umfassende Wissensvermittlung ist aber kaum möglich. Der Kopfschmerzkalender erinnert Patienten automatisch daran, wenn sie eine Schwelle an Medikamenten-Einnahmen erreichen. Dem Medikamenten-Übergebrauchs-Kopfschmerz wird so effektiv vorgebeugt.“– Angestellte Neurologin aus Magdeburg.
Für welche Krankheiten ist die App ausgelegt?
M-sense Migräne kann Patienten mit einer Migränediagnose (ICD-10 G43, ICHD3 1) verschrieben werden.
Praxisauszug von Dr. Lars Neeb zur M-Sense Migräne App
Welche Apps verschreiben Sie und welche Indikationen sind für Sie entscheidend, um die App zu verschreiben?
Außer M-Sense habe ich bisher keine weiteren DiGas verschrieben. M-sense ist bisher die einzige DIGA für Migräne-Patient:innen. Zudem habe ich mit M-Sense über ein gemeinsames Forschungsprojekt SMARTGEM sehr gute Erfahrungen gemacht.
Welche guten und schlechten Erfahrungen haben Sie mit der Verwendung der App in der Praxis gemacht? Welche Chancen und Risiken sehen Sie im Einsatz von Gesundheits-Apps?
Ich konnte gute Akzeptanz bei Patient:innen feststellen und das nicht nur bei Jüngeren. Die Anwendung der App steigerte die Motivation zu nicht-medikamentösen Verfahren, bietet Unterstützung bei der Edukation (zusätzliche Zeitersparnis für den Arzt), hilft bei der Klassifikation der Kopfschmerzen und ermöglicht eine übersichtliche Aufarbeitung für Ärzt:innen im Arztreport. Hierdurch ergibt sich eine gute Unterstützung im Therapie-Monitoring. Die Trigger-Analyse bietet zusätzlich eine Option für den Patienten zur weiteren Attacken-Reduktion. Des Weiteren sollte man beachten, dass eine ständige Beschäftigung mit der Krankheit (beispielsweise durch Dokumentation) auch zur Verschlechterung der Migräne führen kann.
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