Im Medizinstudium führt die Arzt-Patienten- Kommunikation ein Nischendasein, eine strukturierte Ausbildung findet nicht statt. Dabei kann eine Kommunikationsbasis auf Augenhöhe für beide Seiten von erheblichem Nutzen sein, findet Dr. Yael Adler.
Welche Fehler sind die häufigsten, die Ärzt:innen Ihrer Meinung nach bei der Arzt-Patienten Kommunikation machen?
Der häufigste Fehler ist, dass die Ärzt:innen dazu neigen die Patient:innen beziehungsweise die Diagnose zu „verwalten“. Aufgrund des hohen Zeitdrucks vergessen sie, zuerst Mensch zu sein – und erst an zweiter Stelle Arzt. Oft fehlen auch die Grundwerte einer gleichberechtigten Partnerschaft auf Augenhöhe – also ehrliches Interesse, Empathie, Offenheit und Wertschätzung. Es sind oft Basics, die hilfreich sind: Sich mit Namen vorzustellen und die Patient:innen mit ihrem Namen anzusprechen oder Patient:innen ausreden zu lassen – auch wenn man meint, nach 20 bis 30 Sekunden bereits das Anliegen verstanden zu haben.
Aber was kann man als Ärzt:in sonst noch unternehmen, um die Kommunikation zu verbessern?
Ärzt:innen können neue Gesprächsfähigkeiten erlernen und üben, aktiv zuzuhören. Darunter fällt etwa das Deuten von Mimik und Körpersprache sowie das Verbessern des Empathie-Verhaltens. Humor, anerkennendes Lob und ein charmanter Umgang können Spannungen reduzieren. Wer glaubhaft Hoffnung vermittelt, reduziert Angst und Stress bei den Patient:innen. Das Vermitteln eines positiven Gefühls – Stichwort positive Suggestion – durch aufbauende Sätze wie „Wir schaffen das“ sind in jedem Fall hilfreicher als negativ besetzte Wörter zu verwenden.
Was waren Ihre schwierigsten Momente in der Arzt-Patienten-Kommunikation?
Ich erinnere mich an besondere Schwierigkeiten mit einem Patienten, der sehr besserwisserisch aufgetreten ist. Dieser Mensch war von Grund auf sehr misstrauisch und stellte alle meine Aussagen in Frage. Seine mit einem konfrontativen „Ja, aber…“ eingeleiteten Sätze machten es mir wirklich schwer, mit ihm eine fruchtbare Kommunikationsbasis herzustellen.
Ihr Buch „Wir müssen reden, Frau Doktor!“ ist ein Spiegel-Bestseller: Was ist die Intention Ihres Buches?
Ich bin fest davon überzeugt, dass Ärzt:innen die Gespräche mit den Patient:innen als Heilmittel sehen sollten. Meine Intention ist, dass ich hoffe, dass trotz der Tücken des Gesundheitssystems, Ärzte und Patienten enger zusammenrücken. Zudem möchte ich den Leser:innen Tipps geben, wie man mündig wird, wie man gute Gesundheits-Kompetenz entwickelt, wie man die richtigen Ärzte aussucht, wo man sich als Patient Hilfe holen kann und wie im Zusammenspiel Patient:in und Ärzteschaft ein respektvoller Umgang miteinander gelingt.
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