Der Krankenhausaufenthalt kann für manche großen und kleinen Patient:innen sehr beängstigend sein. Die Klinikabläufe sind strikt und klinisch – da bleibt das Zwischenmenschliche manchmal etwas auf der Strecke. Die Stiftung HUMOR HILFT HEILEN hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, Humor in das Gesundheitswesen zu bringen und dies auf zweierlei Art: mit Klinikclown-Besuchen bei Patient:innen und Pflegeheimbewohner:innen sowie Resilienz fördernden Schulungen für das medizinische Personal.
Vielleicht springen wir zum Anfang des Interviews auch zu den Anfängen der Stiftung: Welche Initialzündung steckt hinter „HUMOR HILFT HEILEN“?
Die bundesweit aktive Stiftung HUMOR HILFT HEILEN (HHH) wurde im Jahr 2008 von Arzt, Wissenschaftsjournalist und Bestsellerautor Prof. Dr. med. Eckart von Hirschhausen mit dem Ziel gegründet, mehr Menschlichkeit in die Medizin zu bringen und „Begegnungen auf Augenhöhe – mit Augenzwinkern“ zu ermöglichen.
In einem zunehmend auf Profit ausgerichteten Gesundheitswesen ist es wichtig, das Bewusstsein für Seelenhygiene und menschliche Zuwendung zu schärfen.
In seinen Medizin-Vorlesungen als Honorarprofessor an der Universität Witten-Herdecke ist auch die Arzt-Patient:innen-Kommunikation Thema. Mit den Seminaren „Arzt mit Humor“ möchte Prof. von Hirschhausen schon in der Ärzte-Ausbildung vermitteln, wie eine positive Kommunikation mit den Patient:innen gelingen kann. Denn, Humor kann den Heilungsprozess positiv beeinflussen und ist wichtig für ein vertrauensvolles Miteinander mit den Patient:innen und im Team.
Klinikaufenthalte sind nicht selten mit Ängsten verbunden und insbesondere Kinder beziehungsweise deren Eltern machen sich im Vorfeld Sorgen obschon der guten ärztlichen Betreuung. Welche Rolle können Klinikclowns hier einnehmen?
HUMOR HILFT HEILEN bringt mit Klinikclown-Visiten ein Lachen und unbeschwerte Momente an Orte, an denen es oft wenig zu lachen gibt. Die Angebote der Klinikclowns von HHH wirken direkt und spezifisch über die gesamte Lebensspanne des Menschen: von der Musiktherapie bei Frühgeborenen über die Klinikclown-Visiten auf den Kinderstationen, in der OP-Begleitung und in Pflegeheimen bis hin zu wissenschaftlich begleiteten Humorprofis auf der Palliativstation.
Anders als Zirkusclowns haben die Klinikclowns von HUMOR HILFT HEILEN kein festes Programm, sondern sie stellen sich auf die jeweilige Situation und das jeweilige Gegenüber einfühlsam ein und improvisieren. Die Klinikclown-Visite soll für die jungen wie alten Patient:innen und Pflegeheimbewohner:innen eine Pause darstellen. Wenn die Klinikclowns da sind, müssen die kleinen oder großen Patient:innen gar nichts mehr – sie dürfen nur noch: lachen, fröhlich sein und albern. Die Klinikclowns schauen individuell, was gerade dran ist – Musik, Geschichten erzählen oder vorlesen, reden, singen und natürlich gemeinsames Lachen.
Ein besonderes Projekt ist die Begleitung von Kindern und deren Eltern zum OP durch Klinikclowns. An der Uniklinik Bonn sowie im Asklepios Klinikum St. Augustin werden Kinder und deren Eltern in Vorbereitung und auch nach der Operation ihres Kindes durch Klinikclowns der Stiftung HUMOR HILFT HEILEN unterstützt.
Wie viele Klinikclowns sind deutschlandweit für die Stiftung im Einsatz? Und in welchen Gebieten/Regionen/Kliniken können Patient:innen mit den Klinikclowns rechnen?
Aktuell sind für HUMOR HILFT HEILEN 30 Klinikclowns in den Bundesländern NRW, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg in insgesamt 26 Einrichtungen im Einsatz.
Können Angehörige die Clowns bewusst zu Patient:innen in Kliniken/Pflegeheime schicken, oder kümmern sich die Kliniken/Pflegeheime, die sich an Ihrer Stiftung beteiligen, darum, dass die Patient:innen den abwechslungsreichen Besuch bekommen?
Die Klinikclowns werden von den Einrichtungen bestellt. Die Stiftung geht für die Klinikclown-Visiten mit den Einrichtungen (Krankenhäuser, Pflegeheime) immer eine längerfristige Kooperation ein. Das heißt, es gibt schriftliche Vereinbarungen, wie häufig die Klinikclowns die jeweiligen Einrichtungen besuchen und wie hoch der Anteil der Einrichtung an der Finanzierung der Klinikclown-Visite ist. In den Einrichtungen erfolgt vor jeder Klinikclown-Visite immer ein Übergabegespräch mit den Pflegekräften und den Klinikclowns. Dort erfahren die Clowns, wer sich ganz besonders über einen Besuch freut und bei wem ein Besuch am jeweiligen Tag auch unpassend ist.
Die Stiftung setzt jedoch nicht nur Klinikclowns in Krankenhäusern, Pflegeheimen und auf Palliativstationen für „Begegnungen auf Augenhöhe – mit Augenzwinkern“ ein, sondern sie engagiert sich auch in der Stärkung von Teams im Gesundheitswesen. Inwiefern?
Pflegefachpersonen und Mediziner:innen verbringen viel Zeit mit Patient:innen und Pflegeheimbewohner:innen – und das mit viel Herzblut und Engagement. Das kostet Kraft. Um die Begeisterung für diese wichtigen Berufe möglichst lange zu erhalten und ein humorvolles und damit heilungsförderliches Klima in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zu unterstützen, bietet die Stiftung HUMOR HILFT HEILEN Humorweiterbildungen für Teams an.
Neben den Humorworkshops hat HUMOR HILFT HEILEN auf Basis des Workshop-Konzeptes für die Pflegeausbildung ergänzend zur generalistischen Ausbildung das Humor-Curriculum ‚Freude pflegen‘ entwickelt, bei dem an einem Tag pro Ausbildungsjahr für die Pflegeauszubildenden Persönlichkeitsbildung, Selbstpflege und humorvolles Miteinander auf dem Programm stehen. So können die angehenden Pflegefachpersonen dabei unterstützt werden, sich die Freude am Beruf möglichst lange zu erhalten und von Anfang an gut für die eigene Seelenhygiene zu sorgen. Immer mehr Pflegeschulen arbeiten damit. Speziell für Praxisanleiter wurde ferner ein 2-tägiges Seminar entwickelt.
Humorworkshops werden aktuell bundesweit von zirka 25 Trainer:innen von HHH durchgeführt. Insgesamt hat die Stiftung bisher in über 1.300 Humor-Workshops über 18.000 Pflegekräfte und Mediziner:innen erreicht und über 2.500 Pflegeschüler:innen psychologisch gestärkt.
Als gemeinnützige GmbH haben Sie keine klassischen Einnahmen, wie Unternehmen der freien Wirtschaft. Wie sieht Ihre Refinanzierung aus?
Die Stiftung HUMOR HILFT HEILEN ist vor allem auf Spenden angewiesen. Solange es Humorinterventionen in Krankenhäusern nicht auf Krankenschein gibt, sind wir auf Unterstützer angewiesen.
Warum können Positive Psychologie und Humor ein Hilfsmittel sein?
Humor hilft, mit Belastungen und herausfordernden Situationen besser umzugehen und gut für sich zu sorgen. Im Hinblick auf Teams kann Humor helfen, sich besser zu verstehen, kann Druck mindern, die Kommunikation untereinander verbessern und helfen, mit Trauer und Leid besser umzugehen. Denn nur wer gut für sich sorgt, kann auch dauerhaft für andere da sein.
Gibt es hierzu auch wissenschaftliche Ergebnisse?
Um die positive Wirkung von Humor bei den Klinikclown-Visiten und in den Workshops für Teams zu belegen, begleiten Institute und Hochschulen einige HHH-Projekte wissenschaftlich. So wird beispielsweise das Unterrichtskonzept „Freude pflegen“ in der Ausbildung von Pflegeschüler:innen der Alexianer-Misericordia GmbH von der Universität Lübeck begleitet.
Erste positive Ergebnisse wurden bereits publiziert: Care for Joy
Eine weitere Untersuchung zur Wirksamkeit von Humor: Humour Workshops for Staff Working in Palliative Care
Sie finden die Arbeit von HUMOR HILFT HEILEN wichtig? Dann werden auch Sie ein Unterstützer.
Dies ist möglich über dem Spendenformular: www.humorhilftheilen.de/allgemeine-spende oder via Spendenkonto: Stiftung HUMOR HILFT HEILEN gGmbH // IBAN: DE24 2001 0020 0999 2222 00 // BIC: PBNKDEFF.
Bei Geburtstagen, Hochzeiten oder anderen Feierlichkeiten können Sie für die Stiftung Spenden sammeln oder die Einnahmen von Spendenläufen für HUMOR HILFT HEILEN sammeln, zum Beispiel über die Spendenwebsite: betterplace.org. Sie können auch Projektpate werden. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.
Sie haben eine Idee zu einer Spendenaktion? gerne an die Stiftung HUMOR HILFT HEILEN per E-Mail: info@humorhilftheilen.de oder lassen Sie sich auf der Homepage inspirieren: www.humorhilftheilen.de. Und: sagen Sie es weiter 😊
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