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    „Für Ärzte sind wir ein Wachstums- und Digitalisierungspartner“

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    By Caspar on 9. Juni 2022 Alternative Karriere, Erfahrungen & Essays, Personality

    alternativer Karriereweg Mediziner

    Die Österreicherin Dr. Sophie Chung hat 2008 ihr Medizinstudium an der Universität Wien abgeschlossen. Danach sammelte sie Berufserfahrung sowohl als praktizierende Ärztin als auch in verschiedenen weiteren Branchen. Seit 2015 ist Gründerin und CEO des E-Health Unternehmen Qunomedical – ein Onlineportal, das Patient:innen auf der individuellen Suche bei der bestmöglichen Behandlung unterstützt. Dabei ist ihr Ziel, möglichst vielen Menschen einen einfachen Zugang zu optimaler Gesundheitsversorgung zu bieten. Wir haben mit ihr über ihren Werdegang gesprochen.

    Frau Dr. Chung, Sie sind CEO von Qunomedical. Warum haben Sie sich entschieden, zu gründen anstatt als Ärztin zu praktizieren?
    Es war keine leichte Entscheidung und auch nie eine Entscheidung gegen den Arztberuf, sondern immer eine Entscheidung für das Unternehmertum. Ich denke, dass ich mit dem, was ich bei Qunomedical aufbaue, mehr Menschen erreichen kann als als Ärztin.

    Sie sind beruflich schon viel rumgekommen und haben beispielsweise in Australien als Ärztin gearbeitet. Außerdem waren Sie bereits für eine kambodschanische NGO, die Unternehmensberatung McKinsey und bei einem New Yorker Start-up tätig. Welche Erfahrungen und Fähigkeiten haben Sie aus diesen verschiedenen Bereichen und Arbeitskulturen mitgenommen?
    Als Gründerin ist man am Ende für alle Themen im eigenen Start-up verantwortlich. Daher ist ein breiter Erfahrungsschatz sehr relevant. Diesen habe ich definitiv in den unterschiedlichen Stationen meines Berufslebens mitgenommen. Vor allem das flexible Arbeiten, schnelle Entscheiden und die Internationalität haben mich hierbei sehr geprägt.

    Was genau macht Qunomedical und mit welchem Teil Ihrer Dienstleistung verdienen Sie Geld?
    Qunomedical ist eine Plattform, die Krankenhäusern eine vollständige prä- und poststationäre Digitalisierung der Patientenjourney anzubietet. Dazu gehören Funktionen wie online Terminbuchung, Videosprechstunde, elektronischer Dokumentenversand und automatisiertes Patientenfeedback – alles aus einer Plattform. Die Zusammenarbeit mit Kliniken weltweit ermöglicht es uns gleichzeitig ein Angebot für Patienten unter qunomedical.com darzustellen, wo sie den richtigen Arzt für sich finden können.

    Welche finanziellen, administrativen oder strategischen Hürden sind auf Ihrem Weg von 2015 bis jetzt die größten gewesen und wo steht Qunomedical heute?
    Wir sind ein risikokapitalfinanziertes Unternehmen – das heißt, die Investorensuche ist sicherlich immer wieder eine Herausforderung. Strategisch gesehen mussten wir auch lernen mit den Unsicherheiten der Pandemie umzugehen. Planen in einer nicht planbaren Situation, auf die man auch keinen Einfluss hat, war nicht einfach.

    Welchen Nutzen stiften Sie Patienten?
    Bei der Wahl des richtigen Arztes und Krankenhauses, gerade bei planbaren invasiven Behandlungen, werden Patienten oft alleine gelassen. Wir helfen ihnen dabei, den Weg zum richtigen Arzt zu schnell und transparent wie möglich anzutreten.

    Der Medizintourismus hat kein gutes Image. Mit welchen Argumenten überzeugen Sie Ärzt:innen, sich auf qunomedical.de listen zu lassen?
    Vorab: Wir sind keine reine Medizintourismusplattform. Wir folgen dem Prinzip des richtigen Arztes – diese:r kann im nächsten Krankenhaus operieren, aber in speziellen Fällen sich auch in einem anderen Land befinden. Für Ärzte sind wir ein Wachstums- und Digitalisierungspartner. Wir sind der Meinung, dass Ärzte und Krankenhäuser sich auf die bestmögliche Behandlung der Patienten fokussieren sollten, während Lösungen wie unsere sich um das Rundherum kümmern. Das ist ein großer Mehrwert, der auch von den Ärzten und Krankenhäusern sofort gesehen wird. Man kann uns über unsere Website ansprechen oder auch gerne mir direkt eine E-Mail schicken.

    Patient:innen können über Ihre Webseite die praktizierenden Ärzte bewerten. Vertrauen Sie selbst den Portalen wie „jameda“, bei denen es systemimmanent ist, dass deren zahlenden Partner in der Regel nur zufrieden sind mit positiven Bewertungen?
    Ich vertraue unseren eigenen Daten. Bei Qunomedical werden alle Ärzte gleichbehandelt und können im gleichen Maße bewertet werden.

    Qunomedical hat den Anspruch, gute ärztliche Versorgung möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Ihre Mitarbeiter beraten Patientinnen zu den unterschiedlichsten medizinischen Problemen. Diese reichen von der Haartransplantation bis zur Herz-OP. Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Beratung in so unterschiedlichen Bereichen immer fundiert ist?
    Wichtig ist, hier zu verstehen, dass wir keine medizinische oder ärztliche Beratung durch eigene Mitarbeiter:innen durchführen. Ich finde, dass die Arzt-Patienten-Beziehung zentral ist und hier niemand eingreifen soll. Wir helfen unseren Patient:innen bei allgemeinen Themen – wie beispielsweise, welche Behandlungsoptionen es gibt, wie die Preise aussehen, wann es sich um Selbstzahlerleistungen handelt, oder wie lange die Wartezeiten sind. Die Indikationsstellung und Diagnostik wird immer vom behandelnden Arzt durchgeführt.

    Verstehen Sie Ärzt:innen, die in Ihrem Geschäftsmodell die medizinische Leis-tungen als reine Commodity herabgewürdigt sehen?
    Eben genau das sehen wir komplett anders – medizinische Leistungen sind keine Commodity. Auch wenn es die Politik und Versicherungen oft suggerieren. Es müssen der Ärzt:innen und die Qualität der medizinischen Leistung in den Mittelpunkt gerückt werden. Mit unserer Plattform können so Patient:innen basierend auf Kriterien, die ihnen wichtig sind – nämlich wer am Ende der/die Ärzt:in ist, der/die einen behandelt, auch finden. Es macht einen großen Unterschied, von wem man wann, wie und wo behandelt wird. Jede:r Ärzt:in weiß das auch.

    Welches sind die Beispiele, die Ihnen zeigen, dass Qunomedical wichtig ist?
    Da gibt es Tausende von Beispielen. Wir haben einmal einer jungen Frau aus Osteuropa mit einem kongenitalen Herzfehler geholfen, eine lebensrettende OP im Ausland zu bekommen – alles von ihrer staatlichen Versicherung getragen. Uns erreichen Hochzeitsfotos von glücklichen Patienten, die endlich wieder lächeln können und ein neues Selbstwertgefühl haben, weil sie wieder schöne Zähne haben – wir verhelfen Menschen zu einem besseren und gesünderen Leben.

    Was macht Sie als Unternehmerin glücklicher, als einst in der Notfallmedizin?
    Sicherlich die Freiheit und der Gestaltungsspielraum, den ich als Unternehmerin habe.

    Die Digitalisierung in der Medizin bietet noch viel Raum für Innovationen uns Start-ups. In welchen Bereichen sehen Sie in den kommenden Jahren großes Potenzial für E-Health-Gründungen?
    Ich denke, dass im Bereich der KI-gestützten Prozesse und Lösungen es noch viel Potenzial gibt – sowohl in der Forschung als auch im klinischen Alltag.


    alternativer Karriereweg MedizinerDr. Sophie Chung schloss 2008 ihr Studium der Humanmedizin an der Universität Wien ab. Im Anschluss arbeitete sie als Notfallärztin in Australien und sammelte Praxiserfahrungen in anderen Sektoren wie einer NGO in Kambodscha oder bei der Unternehmensberatung McKinsey. Sie ist Expertin für die Bereiche des medizinischen Reisesektors und für die Thematik der Zugänglichkeit zu Gesundheitsversorgung. Seit 2015 ist die Wahl-Berlinerin Mitbegründerin und CEO von Qunomedical.


    Sie interessieren sich auch für einen alternativen Karriereweg als Mediziner:in? Dann finden Sie hier weitere Beispiele. 

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    Dr. med. Alice Martin

    "Wenn ich das gewusst hätte..."
    Die Rubrik in der erfahrende Ärzt:innen aus dem Nähkästchen plaudern.


    „Je detaillierter die Beschreibung, umso besser die Diagnose!“

    „Als junge Medizinstudentin habe ich sehr häufig Hautausschläge gesehen und auch schon einmal selbst einen Ausschlag gehabt.

    Sehr erstaunlich ist, wie viele verschiedene Fotos von Hautproblemen existieren und daraus resultierend die Feststellung, wie unterschiedlich die Hautausschläge aussehen können. Durch eine sehr gute Beschreibung lässt sich das Hautproblem jedoch meistens diagnostizieren. Viele Konsile zwischen Ärztinnen und Ärzten laufen manchmal allerdings nur rein deskriptiv, beispielsweise durch Fachbegriffe, ab. Und bei einer sehr guten Beschreibung und einer kurzen Anamnese bedarf es gelegentlich sogar gar keinem Foto.

    Ich hätte mir gewünscht, im Medizinstudium einen noch stärkeren Fokus auf diese Deskription zu erhalten. Denn ich merke nun selbst, dass die Dermatologie, genau wie die Augenheilkunde, einer der Fachbereiche ist, in dem man als andere Fachdisziplin Schwierigkeiten hat und meistens nur – salopp formuliert – Kortison verwendet und erst bei ausbleibender Verbesserung einen Arzt einschaltet.“


    Dr. med. Alice Martin ist Hautärztin in Weiterbildung und Mitgründerin der Online-Hautarztpraxis dermanostic, sowie dem Online-Portal zur medizinischen Weiterbildung medi-login. Sie tritt als Speakerin im Bereich „Digital Health“ auf und ist seit 2021 als Dozentin an der FOM Hochschule tätig.

    Dr. med. Ole Martin

    "Wenn ich das gewusst hätte..."
    Die Rubrik in der erfahrende Ärzt:innen aus dem Nähkästchen plaudern.


    „Nehmt euch die Zeit und schnuppert auch in medizinische Berufe fernab des OP-Saales“

    „Ärzte dürfen keine Fehler machen!“ Wer mit Menschenleben arbeitet, kann es sich nicht erlauben, unkonzentriert zu sein, zu zögern oder gar an sich selbst zu zweifeln.
    Das ist ein Mantra, nach dem junge Mediziner:innen in der Regel leben, ja sogar leben müssen. Tagtäglich mit Krankheit, Gesundheit, Leben und Tod konfrontiert zu werden, macht eine solche Einstellung erforderlich.

    Als Arzt in einem Unternehmen zu arbeiten, bedeutet hingegen eine ganz andere Fehlerkultur: Während Fehler während einer medizinischen Behandlung auf keinen Fall passieren dürfen, gehört das „Fehler-Machen“ in der freien Wirtschaft mit dazu – und wird sogar eingefordert. Wie im alltäglichen Leben sind Fehler häufig die Grundvoraussetzung dafür, dass man lernt und über sich hinauswächst. Im Vergleich zu einer Arbeit am OP-Tisch oder im Behandlungszimmer muss im Unternehmens-Kontext viel ausprobiert und gewagt werden – seien es neue Geschäftsmodelle, verrückte Werbekampagnen oder innovative Vertriebsstrategien.

    Die beiden Fehlerkulturen könnten gegensätzlicher nicht sein. Das ist aber auch nicht schlimm! Unterschiedliche Umstände verlangen unterschiedliche Normen. Wichtig ist aber, dass man sich dieser verschiedenen Welten bewusst wird. Tut man dies nicht, läuft man Gefahr, die ärztliche Fehlerkultur auch auf andere Lebensbereiche zu übertragen.

    Was kann man also tun? Ich kann euch nur empfehlen, neben eurer ärztlichen Ausbildung auch mal ein Praktikum im nicht-ärztlichen Bereich, wie zum Beispiel in einem Unternehmen, zu machen. Dadurch habt ihr die Chance, beide Welten kennenzulernen und könnt dann eine Entscheidung treffen, für welchen Weg ihr euch entscheidet.


    Dr. med. Ole Martin hat an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Medizin studiert und anschließend an der Düsseldorfer Universitätsklinik seine Facharztausbildung für Radiologie begonnen. Schon früh wollte er sich für bessere Lösungen in der medizinischen Versorgung einsetzen. Daher baute er seit 2018 als CTO die medizinischen Online-Lernplattform medi-login auf. 2019 gründete er dann zusammen mit seiner Frau Dr. Alice Martin und dem Ärzte-Ehepaar Dr. Estefanía und Patrick Lang die Online-Hautarztpraxis dermanostic, bei der er als Geschäftsführer tätig ist.

    Uwe Michael Glatz

    "Wenn ich das gewusst hätte..."
    Die Rubrik in der erfahrende Ärzt:innen aus dem Nähkästchen plaudern.


    „Kümmert euch frühzeitig um eure Altersvorsorge und finanzielle Absicherung!“

    „Lange Zeit hatte ich selbst die Themen Absicherung, Vorsorge und Vermögensaufbau vernachlässigt. Im Berufsalltag stand die medizinische Versorgung der Patienten und die eigene Facharzt-Weiterbildung im Mittelpunkt. Ich habe mir wenig Gedanken darum gemacht, wie ich mit dem Geld, das ich tagtäglich verdiene, sinnvoll umgehe. Dass die Rente der ärztlichen Versorgungswerke im Ruhestand nicht ausreichen wird, um meinen Lebensstandard zu halten, wusste ich ebenfalls nicht.

    Vor einigen Jahren habe ich nach einer persönlichen Krise begonnen, mich in diesen Bereichen zunächst privat weiterzubilden. Diese Entwicklung habe ich dann mit einer IHK-Prüfung abgeschlossen. Heute berate und begleite ich Ärzt:innen und Angehörige anderer medizinischer Berufsgruppen in allen Finanz- und Absicherungsfragen. Mit dem Wissen von heute hätte ich bereits im Studium begonnen, eine zusätzliche private Rente aufzubauen und mich um die Absicherung meiner Arbeitskraft gekümmert. Das geht schon mit relativ kleinen Monatsbeiträgen, die je nach Karrierefortschritt weiter gesteigert werden können. Positiver Nebeneffekt: Man gewöhnt sich an die regelmäßigen Investments und passt seinen Lebensstandard mit der Zeit entsprechend an.“


    Uwe M. Glatz war jahrelang leitender Oberarzt in der Viszeralchirurgie und arbeitet jetzt als Finanzexperte für Ärzt:innen. Ihnen fehlt oftmals die Zeit, sich neben ihrer anspruchsvollen und zeitintensiven Tätigkeit noch mit Fragen der Vorsorge und Absicherung zu beschäftigen.

    Univ.-Prof. Dr. Ines Gockel

    "Wenn ich das gewusst hätte..."
    Die Rubrik in der erfahrende Ärzt:innen aus dem Nähkästchen plaudern.


    „Eignet euch Kompetenzen in Sachen Management und Führung an."

    „Meinen MBA für International Healthcare Management an der Frankfurt School of Finance and Management habe ich erst relativ spät in meinem beruflichen Werdegang absolviert, also kurz vor meinem Ruf auf die W3-Professur für Viszeralchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig. Das MBA-Programm war beruflich und auch persönlich die wichtigste und lehrreichste Zeit in meinem Leben nach meinem Medizinstudium.

    Die erworbenen Skills und Kompetenzen wären mir sicherlich bereits viel früher zu Gute gekommen, hätte ich mich zuvor intensiver mit dieser Möglichkeit beschäftigt, die prinzipiell bereits nach zwei Jahren Berufserfahrung möglich gewesen wäre. Ich kann nur dazu raten, diese Zusatzausbildung so früh wie möglich in Betracht zu ziehen, denn Management-, Business- und Führungsthemen werden im Medizinstudium nur marginal adressiert. Diese, wie auch werteorientiertes ärztliches Handeln und wirtschaftliche Grundprinzipien, welche eng miteinander verknüpft sind, sollten aus meiner Sicht fest in das Medizinstudium implementiert werden.“


    Univ.-Prof. Dr. Ines Gockel leitet die Viszeralchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig, AöR. Sie ist Fachärztin für Chirurgie, Viszeralchirurgie und Spezielle Viszeralchirurgie. Sie absolvierte einen MBA für International Healthcare Management an der Frankfurt School of Finance and Management.

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