Steptics vereinen automatisierte Faserverbundherstellung mit Prothesentechnologien und wollen den resultierenden Kostenvorteil zur Schaffung der Zugänglichkeit zur maximalen Mobilität für Menschen mit Amputation nutzen. Gestartet im Sommer 2020, haben sie sich dazu entschieden, das enorme Potential von Faserverbundwerkstoffen nicht länger für die Leistungssteigerung des nächsten Sportwagens, sondern die Entwicklung und Herstellung von Fußprothesen zu nutzen. Wir sprechen mit Steptics über Ihr Start Up.
Was war die Initialzündung hinter eurem Start-up?
Die Initialzündung für steptics war die Erkenntnis, dass ein Großteil der Menschen mit Amputationen der unteren Extremitäten aufgrund der hohen Kosten keinen Zugang zu hochwertigen faserverstärkten Fußprothesen hatte. Die hohen Kosten resultierten aus aufwendigen, manuellen Fertigungsprozessen solcher Fußprothesen. Gleichzeitig waren Daniel und ich in der Automobilindustrie beschäftigt, wo faserverstärkte Bauteile mit automatisierten und kosteneinsparenden Prozessen hergestellt wurden. Wir wollten diese Technologiegedanken auf die Prothesenwelt übertragen und gründeten Steptics. Unsere Fußprothesen basieren auf einem innovativen, automatisierten und patentierten Fertigungsprozess. Dieser ermöglicht es uns, Prothesen in industriellem Maßstab herzustellen und dabei die Herstellungskosten drastisch zu senken. Im ersten Schritt wollen wir eine Fußprothese anbieten, die selbst auf dem deutschen Gesundheitsmarkt nicht von der Krankenkasse erstattet wird; es handelt sich um eine Sportprothese. Anschließend soll die Technologie hinter ihr auf eine gesamte Kollektion übertragen werden. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, die Herstellung von Federfußprothesen zu automatisieren, ohne dabei Kompromisse bei Qualität und Individualisierung einzugehen. Zudem müssen wir sicherstellen, dass unsere Prothesen den strengen medizinischen Anforderungen und Zertifizierungen entsprechen.
Wie hilft Ihre Innovation den einzelnen Individuen (Ärzten, Pflegepersonal, Patienten) im Gesundheitssystem?
Unsere Innovation zielt darauf ab, Ärzte, Pflegepersonal und vor allem Patienten im Gesundheitssystem weltweit zu unterstützen, indem sie hochwertige Prothesen zu erschwinglichen Preisen bereitstellt. Ärzte können ihren Patienten dadurch eine breitere Palette an Versorgungsoptionen bieten, ohne dabei Abstriche bei der Qualität machen zu müssen. Für die Patienten bedeutet unsere Innovation eine signifikante Verbesserung ihrer Lebensqualität, da sie Zugang zu Prothesen erhalten, die ihren individuellen Bedürfnissen gerecht werden und ihnen maximale Mobilität ermöglichen.
Wie sieht eure Finanzierung bisher aus und mit welchem Geschäftsmodell möchtet Ihr später Geld verdienen?
Unsere bisherige Finanzierung erfolgte hauptsächlich durch Förderprogramme und Einnahmen aus Machbarkeitsstudien mit Pilotkunden. Unser Geschäftsmodell sieht vor, zunächst mit etablierten Prothesenherstellern zusammenzuarbeiten und gleichzeitig eigene Modelle zu entwickeln und zu vertreiben. Durch die Erschließung neuer Märkte, insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern, streben wir ein nachhaltiges und profitables Wachstum an.
Zum Schluss ein kleiner Ausblick: Wie soll es mit Ihrem Produkt und Ihrer Innovationen in den nächsten Jahren weitergehen? Haben Sie schon weitere Produkte in der Pipeline?
In den kommenden Jahren möchten wir unsere Prothesen weiter verbessern und neue Produkte entwickeln. Unser Ziel ist es, immer mehr Menschen einen Zugang zu Hochleistungsprothesen und damit einen Weg zur maximalen individuellen Mobilität zu ermöglichen.
Wie sieht das Feedback Ihrer Kunden bisher aus? Gibt es motorische Unterschiede zu anderen Prothesen?
Sowohl mit unserer eigenen Sportprothese als auch in Kundenprojekten stehen wir uns kurz vor dem Beginn intensiver Kundentests. Wir sind sehr auf das Feedback unserer Kunden gespannt. Vorabtests haben bereits gezeigt, dass unsere Sportprothese sehr gute Laufeigenschaften aufweist.
Die beiden Gründer von steptics: Toni Padilla und Daniel Kun.
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