Multiresistente Keime – kein Begriff, den man ansatzweise mit etwas Positivem verknüpfen kann. Außer bei Puray, einem Start-up, das an dem Einsatz von UV-C-Licht arbeitet, um beispielsweise Katheter noch während der Behandlung zu sterilisieren. Wie weit die Arbeit ist und welche Herausforderungen gemeistert werden, darüber berichtet Martin Duffner, CEO bei Puray.
Herr Duffner, was war die Initialzündung hinter dem Geschäftsmodell von Puray?
Wir hatten im Rahmen eines Uni-Projektes die Möglichkeit, in einem Krankenhaus zu hospitieren, um dort Probleme und Verbesserungspotentiale im Gesundheitswesen zu untersuchen. Wir haben schnell erkannt, dass ein großer Teil der Krankenhausinfektionen mit medizinischen Produkten, also zum Beispiel Kathetern, Schläuchen oder auch Sonden in Verbindung steht. Diese sind zwar essentiell für die Behandlung vieler unterschiedlicher Erkrankungen und Verletzungen, aber eben auch ein Einfallstor für Erreger. Um dieses Problem zu lösen, entwickeln wir einen medizinischen Katheter, der mit Hilfe von UV-C-Licht dauerhaft während der Behandlung desinfiziert wird und so Patientinnen und Patienten von Infektionen schützt. Das Besondere dabei ist die eingesetzte Wellenlänge, die für Menschen in allen Umständen sicher ist und effektiv Krankheitserreger inaktiviert.
Kann man diese Art der Desinfektion auch in anderen Bereichen im Krankenhaus einsetzen?
Es sind grundsätzlich sehr viele Möglichkeiten für UV-C-Desinfektion im Gesundheitswesen denkbar. Das reicht von Decken- oder OP-Beleuchtung, Desinfektion von Gegenständen bis hin zu Händedesinfektion oder die Entkeimung von Raumluft. Wir machen ein Stück weit Grundlagenforschung, die in vielen anderen Produkten Anwendung finden können.
Wie weit seid ihr mit der Entwicklung und was waren die großen Herausforderungen seit eurer Gründung?
Im Moment entwickeln wir unseren Prototypen. Mit ihm führen wir strahlungstechnische Messungen durch und gewinnen Daten zur weiteren Optimierung. Daneben führen wir mikrobiologische Tests mit E.Coli-Bakterien durch, um die richtige Dosis, Intervall und Expositionsdauer der Licht-Behandlung zu bestimmen. Die größte Herausforderung bei der Entwicklung sind für uns die regulatorischen Hürden, denn als medizinisches Produkt sind die Tests umfangreich und mit viel bürokratischem Aufwand verbunden. Die Vorgaben sind natürlich wichtig und richtig, dennoch kann der Aufwand für ein kleines Team manchmal viel sein.
Wer, neben den Patient:innen, profitiert idealerweise von eurem Produkt?
Im Gesundheitssystem gibt es daneben noch einige Stakeholder mehr und es ist wichtig, die unterschiedlichen Blickwinkel in der Entwicklung zu berücksichtigen. Unsere Innovation bietet unterschiedliche Vorteile, angefangen bei Patientinnen und Patienten, für die ein erhebliches Risiko für die eigene Gesundheit minimiert wird. Einrichtungen wie Krankenhäuser sparen außerdem erheblich Kosten, die durch Komplikationen entstehen würden und für das Klinikpersonal bedeuten weniger Komplikationen auch deutlich weniger Stress und mehr Zeit. Was das bedeutet, muss man sicher nicht größter ausführen. Und zu guter Letzt profitiert auch die Gesellschaft, da unsere Technologie Antibiotika einspart und auch gegen multiresistente Keime wirksam ist.
Wie sieht eure Finanzierung bisher aus und mit welchem Geschäftsmodell betretet ihr den Markt?
Wir sind aktuell durch öffentliche Zuschüsse finanziert und versuchen damit, unser Produkt so weit wie möglich voran zu bringen. Wir sind aber auch Investoren nicht abgeneigt und führen immer mal wieder Gespräche – grundsätzlich möchten wir aber möglichst lange unabhängig bleiben. Unsere Arbeiten und Studien führen wir derzeit am BioMed Institut an der Hochschule München durch, wo wir erstklassige Labore und Ausstattung vorfinden. Wenn unser Produkt die Marktzulassung hat, möchten wir dieses an Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Privatpersonen verkaufen und als Hilfsmittel von den Krankenkassen erstatten lassen.
Zum Schluss ein kleiner Ausblick: Haben Sie schon weitere Produkte in der Pipeline?
In der Tat, Harnwegskatheter sind für uns nur der Anfang. Wir möchten unsere Technologie auf alle medizinischen Schläuche anwenden, von denen eine Infektionsrisiko ausgeht, wie Beatmungsschläuche, zentrale Venen und Dialysekatheter et cetera. Wir glauben, damit zukünftig einen großen Teil der Krankenhausinfektionen vermeiden zu können.
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