Caspar Health ist ein E-Health-Unternehmen, das die Vision verfolgt, allen Menschen Zugang zur wirksamsten Rehabilitation zu verschaffen. Im Zentrum steht dabei die kombinierte Versorgung, die sich aus zwei Elementen zusammensetzt, und zwar zum einen der Therapie mit zeit- und ortsunabhängigem Training auf digitaler Basis und zum anderen einer Klinik mit qualifiziertem Personal für die persönliche Betreuung der Patient:innen. Ziel von Caspar Health ist es, evidenzbasierte Therapien mit modernen Technologien zusammenzubringen – in Partnerschaft mit immer mehr Kliniken. Wie das in der Praxis aussieht, erklärt Maximilian Michels, Co-Gründer und CEO des Start-ups Caspar Health.
Wie sind die Idee und das Konzept für Caspar Health entstanden?
Meine Biografie spielt dabei eine wichtige Rolle. Denn ich habe viele Jahre lang Rehabilitationskliniken geleitet und dabei aus eigener Anschauung immer wieder die Lücken in unserem eigentlich so guten Rehabilitationssystem gesehen. Eigentlich soll die Rehabilitation Menschen nach Unfall oder Krankheit erlauben, wieder möglichst unbeschwert am Sozial- und Arbeitsleben teilzunehmen. Aber die zur Sicherung der Therapieerfolge oft entscheidende Nachsorge fällt regelmäßig aus, weil sie nach einem stationären Aufenthalt von den Patient:innen oft nicht wahrgenommen werden kann. Was Mediziner:innen sicher wissen, ist vielen Menschen leider nicht bewusst: Ohne qualifizierte Nachsorge können Therapieerfolge aus der Rehabilitation oft nicht nachhaltig verstetigt werden. Es ist also alles andere als trivial, dass die in der Regel und aus gutem Grund von der Deutschen Rentenversicherung übernommene Nachsorge aus verschiedensten Gründen meistens scheitert. Das wollte ich ändern. Und gemeinsam mit Partnern, die bereits Start-ups gegründet hatten, habe ich vor rund sechs Jahren Caspar Health mit der Vision gegründet, dass jeder Mensch Zugang zur besten Therapie haben sollte – unabhängig von zeitlichen und räumlichen Beschränkungen. Und mit der Verbesserung von Wirksamkeit und Zugänglichkeit der Nachsorgeangebote haben wir meiner Meinung nach schon schöne Erfolge erzielen können.
Was genau darf man sich unter eurer Technologie/Entwicklung vorstellen?
Mit unserem Angebot einer kombinierten Versorgung verbinden wir das Training über eine App mit qualifizierter persönlicher Begleitung durch medizinisches Fachpersonal in einer virtuellen Klinik. Was heißt das konkret? Nun, schon während des stationären Aufenthalts in einer Klinik lernen die Menschen die App kennen, in der für sie individuell konfigurierte Trainingspläne ihre Rehabilitation unterstützen. Die Therapeut:innen können dabei aus einer Bibliothek aus mehr als 1.000 Inhalten genau die Einheiten auswählen, die zur individuellen Indikation und den individuellen Gesundheitszielen passen. Endet die stationäre Phase, begleitet die App die Rehabilitand:innen dann durchgängig durch die Nachsorge und ermöglicht ihnen ein zeit- und ortsunabhängiges Training. Wichtig ist dabei aber außerdem, dass sie fortlaufend auch von persönlichen Ansprechpartner:innen in der Nachsorge begleitet werden. Über Chat, Video und Anrufe unterstützt somit immer medizinisches Fachpersonal den weiteren Verlauf der Rehabilitation. Unser Ansatz liegt darin, dass wir Wirksamkeit der Rehabilitation und die Bedürfnisse der Patient:innen konsequent in den Mittelpunkt stellen. Das spiegelt sich auch im stetigen Wachstum unserer virtuellen Klinik bei Caspar Health und überzeugenden Studienergebnissen für unser Angebot, das inzwischen schon in bald 300 Partnerkliniken im Einsatz ist, wider.
Was waren bisher die größten Schwierigkeiten, die Ihr überwinden musstet?
Anfangs dachten wir, die größten Hürden könnten in Vorbehalten der typischerweise nicht immer ganz jungen Menschen in der Rehabilitation gegenüber der Nutzung einer App liegen. Aber das Alter ist gar nicht so ein wichtiger Faktor wie gedacht: Entscheidend ist, ob Menschen ihr Leben, ihre Gesundheit, mit eigener Initiative besser meistern wollen. Genau das entscheidet dann auch darüber, ob sie eine Rehabilitation bis hin zur Nachsorge wirklich mit hohem Nutzen für sich absolvieren. Therapeut:innen und Ärzt:innen wiederum mögen am Anfang vielleicht befürchtet haben, Digitalisierung werde ihre Arbeit ersetzen. Tatsächlich aber entlastet sie ihre Arbeit und lässt mehr Raum für Arbeit, die einen echten medizinischen Nutzen stiftet. Inzwischen merken wir an den Bewerbungen für die Caspar Clinic, dass genau das einer der Gründe dafür ist, warum Caspar Health für viele ein interessanter Arbeitgeber ist.
Mit welchem Geschäftsmodell refinanziert Ihr Euch?
In unserem Geschäft sind wir gewissermaßen ganz traditionell: Unser Angebot entspricht allen Anforderungen, die der maßgebliche Kostenträger an Leistungserbringer in der Rehabilitation stellt. Genau deshalb hat die Deutsche Rentenversicherung auch unsere multimodale Tele-Reha-Nachsorge Anfang 2022 für die Regelversorgung anerkannt. Damit können unsere Partnerkliniken die Nachsorge durch uns unkompliziert abrechnen – zu denselben Konditionen wie die konventionelle Nachsorge. Das hat uns ein sehr gesundes Wachstum beschert. Insgesamt lässt sich darüber hinaus sagen, dass wir konsequent auf Evidenz und Qualität setzen. Das ist auch im Sinne unserer Partnereinrichtungen, denen gute Nachsorgequoten durch die von uns erbrachte Nachsorge mit kombinierter Versorgung selbst auch zu besseren Qualitätsparametern verhelfen kann. Und der Nachweis bester Qualität wird für die Zukunftssicherung von Kliniken immer wichtiger. Eine möglichst hohe Zahl erfolgreich absolvierter Nachsorgeprogramme liegt also im Interesse aller Beteiligten, nicht zuletzt auch des maßgeblichen Kostenträgers, denn mehr Teilhabe am Leben auf Dauer bedeutet immer auch geringere Ausgaben für vermeidbare Frühverrentungen.
Unternehmertum erfordert anderes Wissen als medizinisches Know-how. Was benötigt ein erfolgreiches Start-up?
Auf die Mischung kommt es an! Unser inzwischen weiter verstärktes Managementteam ist bei aller Unterschiedlichkeit der Kompetenzen zugleich davon beseelt, unsere Vision umzusetzen, also allen Menschen Zugang zur besten Rehabilitation zu verschaffen.
Maximilian Michels hat 4 Jahre lang selbst eine Rehaklinik geleitet und weiß, womit Klinikleitungen Tag für Tag zu kämpfen haben. In der Brandenburgklinik Berlin Brandenburg hat er bis 2016 mehr als 1.300 Mitarbeitende geführt und war für das operative Management der Klinik mit insgesamt 1.200 Betten verantwortlich. Mit seinen beiden Partnern, Maximilian von Waldenfels und Benjamin Pochhammer, hat er Anfang 2016 dann das Unternehmen Caspar Health gegründet. Caspar Health ist seit 2022 für die Tele-Reha-Nachsorge von der Deutschen Rentenversicherung zur Regelversorgung anerkannt und das Angebot wird schon von mehr als 200 Kliniken bundesweit genutzt.
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