Bis zu 2,2 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Rheuma. Rheuma ist aber nur der Überbegriff, denn darunter fallen bis zu 400 Erkrankungen. Folglich ist es schwer, die schmerzhafte Krankheit ausreichend zu erforschen – somit ist die wirkliche Ursache noch unbekannt. Aktuell werden Patient:innen nur gegen ihre Symptome behandelt, doch trotz starker Medikamente und Schmerzmittel treten immer noch Schmerzen oder Entzündungen auf. Wie ein Handschuh dabei in der Zukunft helfen soll, erklärt uns Philippe Vayda, Mitgründer des Start-ups Art-Glove.
Was hat euch dazu bewegt Art-Glove zu gründen?
Art-Glove ist ein portabler, individualisierbarer Handschuh, der aktiv die Fingergelenke, die Handmuskeln und das Handgelenk massiert. Dabei wenden wir verschiedene Technologien an und haben Art-Glove nach dem human-centered design (HCD) Ansatz entwickelt. Weitere Features machen Art-Glove auf dem bisherigen Markt einzigartig. Unser Ziel: Unseren Nutzern zu helfen, ohne sie an ihre Schmerzen zu erinnern, sondern diese zu lindern. Art-Glove soll überall und jederzeit anwendbar sein und dabei ästhetisch gut aussehen.
Die Idee für unser Produkt wurde durch die Mutter meiner Mit-Gründerin Daniela initiiert. Ihre Mutter leidet seit über einem Jahrzehnt an der Autoimmunkrankheit rheumatoide Arthritis (RA). Bei RA sind sehr häufig die Hände betroffen; so auch bei Danielas Mutter. Die Symptome sind unter anderem Schmerzen, Versteifen, Anschwellen und Deformation der Gelenke. Wissenschaftlich ist bewiesen, dass Massage hier die genannten Symptome lindert und kurzzeitig Abhilfe schafft. Nachdem Daniela für ihr Studium von Kolumbien nach Deutschland zog, konnte sie zu Schmerzlinderung die Hände ihrer Mutter nicht mehr massieren. Daher bat Danielas Mutter ihre Tochter etwas zu entwickeln, um ihre Symptome zu lindern. Mit dem Hintergrund von Danielas Bachelorstudium in Industrial Design sowie unserem gemeinsamen Master in Usability Engineering kam ihr die Idee vom portablen, anpassbaren Selbstmassagehandschuh (Art-Glove).
In welchem Entwicklungsprozess befindet Ihr euch gerade?
Aktuell sind wir in der sechsten Iteration (Prozess der Verbesserung des jeweiligen Modells, Anm. d. Red.) und entwickeln gerade mehrere Prototypen, um eine Langzeitstudie durchzuführen. Die größten Herausforderungen bisher für uns persönlich war geeignete Teammitglieder zu finden und noch nebenbei einen Beruf auszuüben. Wir sind diesbezüglich immer auf der Suche nach neuen Teammitgliedern und Unterstützern in vielen Bereichen. Aktuell sind wir beispielsweise auf der Suche nach einem/einer CFO.
Wem wird durch Ihre Innovation geholfen?
Art-Glove soll den Patienten oder all deren mit Handschmerzen helfen. Es soll durch die Massage die Schmerzen, Steifheit, Schwellungen, Deformationen und vieles mehr reduzieren. Zusätzlich hilft Art-Glove mit der angenehmen und erholsamen Massage auch die mentale Gesundheit, z.B. der an Rheuma leidenden Patienten, zu verbessern. Betonen möchte ich: Art-Glove möchte keineswegs die Arbeit der Physiotherapeuten, Ärzten und Pflegepersonal abnehmen. Vielmehr möchten wir diese unterstützen, indem wir den Heilungsprozess aufrechterhalten und die Behandlung somit effektiver gestalten.
Wie sieht eure Finanzierung bisher aus und mit welchem Geschäftsmodell möchtet Ihr später Geld verdienen?
Bis jetzt haben wir uns mit Eigenmitteln finanziert. Kleine Stipendien haben uns bisher immer wieder bei beispielsweise der Beschaffung von Komponenten oder Patentanmeldung unterstützt. Nichtsdestotrotz suchen wir derzeit nach Finanzierungsmöglichkeiten, damit unser Projekt weiterwachsen kann und wir Vollzeit daran arbeiten können. Zukünftig möchten wir Art-Glove vorrangig als B2C vertreiben. Zu unseren Kunden zählen all die Menschen, die Probleme mit den Händen haben – sei es durch eine Krankheit (RA, Rheuma, Schlaganfall, Raynaud-Syndrom, …), die Ausübung einer motorischen Tätigkeit (Handwerker, Sportler, Musiker, Gamer) oder durch einen Unfall oder eine Operation. Darüber hinaus können wir uns auch ein B2B-Modell vorstellen, bei dem Art-Glove in Krankenhäuser, Rehas, oder auch Praxen zum Einsatz kommen kann und somit den Patienten zusätzlich bei der Behandlung und Regeneration unterstützt.
Welches Feedback wurde Ihnen bisher durch Ärzte und auch Patienten übermittelt?
Wir hatten die Möglichkeit Art-Glove bei anerkannten Ärzten und Physiotherapeuten vorzustellen. Das allgemeine Feedback war durchgehend positiv. Auch die Patienten, für die unsere Innovation schließlich am Wichtigsten ist, waren sehr begeistert von der Massage des letzten Prototyps und sind sehr auf das Endprodukt gespannt. Wir konnten unter anderem auch einen angesehenen Arzt aus dem Münchner Uniklinikum überzeugen bei uns einzusteigen. Ich denke, dass verdeutlicht nochmals das Potenzial von Art-Glove.
Zum Schluss ein kleiner Ausblick: Wie soll die Zukunft von Art-Glove aussehen?
Wir möchten Art-Glove als medizinisches und vollwertiges Produkt auf den Markt bringen. Das heißt wir möchten unseren Kunden eine abgerundete User Experience (UX) bieten – daher arbeiten wir an Ideen die Art-Glove mit Angeboten komplettiert.
Außerdem soll es auch nicht nur beim Handschuh bleiben.
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