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    „Eine grundlegende Neuausrichtung des Gesundheitssystems ist alternativlos”

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    By Caspar on 1. Dezember 2022 Digitalisierung, Medical Leadership

    Professor Dr. Jochen A. Werner ist wie kaum ein ­Zweiter ­profunder Kenner der deutschen Kliniklandschaft – als Arzt, aber auch als Manager und digitaler Visionär. Das von ihm an der Uniklinik Essen initierte Smart ­Hospital gilt vielen als Blaupause für die intelligente Transformation eines ­Krankenhauses zu einer neuen ­Ausrichtung der Medizin. Im Gespräch erläutert er, warum ein Reboot des gesamten ­Gesundheitssystems nötig sei – und er große Zweifel an der dafür notwendigen Veränderungsbereitschaft habe.

    Jochen A. Werner Digitalisierung Krankenhäuser

    Sie haben mit „So krank ist das Krankenhaus“ ein Buch geschrieben, welches bereits im Untertitel mehr Menschlichkeit fordert. Was an unseren Krankenhäusern ist unmenschlich?
    An unseren Krankenhäusern ist nichts unmenschlich. Nahezu alle geben ihr Bestes. Aber wir verschenken signifikant Potenzial für noch mehr Menschlichkeit durch schlechte Prozesse und ineffiziente Strukturen, vor allem aber durch mangelnde Digitalisierung. Diese Situation wird nun noch zunehmend verschärft durch den Mangel an qualifiziertem Personal, speziell in der Pflege.
    Wenn wir also unsere Krankenhäuser menschlicher machen wollen, müssen wir genau hier ansetzen. Nicht an der hohen Motivation der Beschäftigten. Sondern an einer Konzentration des Personals an weniger Standorten, weniger Krankenhausbetten, mehr ambulanter statt stationärer Behandlungen und mehr Digitalisierung zur Entlastung der Beschäftigten.

    Ihre zweite Forderung ist die nach mehr Qualität. An welchen Stellen wird sichtbar, dass sie fehlt?
    Die einzelnen medizinischen Fachgebiete entwickeln sich rasant, und die Qualität ist hervorragend. Was aber fehlt, sind übergreifendes Denken und systemische Fortschritte. Wir müssen uns von der Einzel- betrachtung lösen, wie sie leider in den Köpfen vieler Beschäftigten und auch vieler guter Mediziner in der alleinigen Konzentration auf ihr Fach noch vorhanden ist.

    Es geht mir darum, dass die medizinische Versorgung besser sein könnte, wenn wir einen reibungslosen Datenaustauch und eine bessere Vernetzung zwischen allen Beteiligten im Gesundheitssystem hätten. Wenn wir das nicht schaffen, werden wir über kurz oder lang auch Einbußen bei der Qualität der Versorgung in Kauf nehmen müssen. Denn die Qualität der Medizin von morgen wird sich entscheidend danach bemessen, wie gut wir in der Lage sind, Daten auszutauschen, auszuwerten und sie in die Vorsorge, Diagnose und Behandlung mit einzubeziehen.

    Welche Grundlagen müssen sich verändern, damit diese von Ihnen erwähnte Qualität erreicht wird – und welchen Spielraum hat das einzelne Haus dabei, diese anzustreben?
    Es braucht ein vernetztes System, in dem alle relevanten Daten zu einem Patienten und seiner Krankengeschichte ohne Reibungsverluste ausgetauscht werden können. Und das zwischen allen, die an der Gesundung und zunehmend auch der Prävention beteiligt sind. Der dafür erforderliche Spielraum wird aktuell noch durch den Datenschutz und die fehlende digitale Infrastruktur massiv eingeschränkt. Beides sind für die Medizin, aber auch die Gesellschaft insgesamt, stark limitierende Faktoren. Diese Defizite dürfen aber keine Ausrede und die Legitimierung des Nichts-Tuns sein. An der Universitätsmedizin Essen arbeiten wir zum Beispiel schon seit Jahren mit einer standortübergreifenden elektronischen Patientenakte, die spürbare Entlastung der Beschäftigten, mehr Patientensicherheit und auch mehr Datenschutz durch exakt zugewiesene Zugriffsrechte bringt. Transformation ist originäre Führungsaufgabe – insofern entscheidet am Ende das Management jedes Hauses für sich, inwieweit es die Digitalisierung vorantreibt.

    Sie sprechen die Verantwortung des Managements an: Trügt der Eindruck, dass eine fehlende Veränderungsbereitschaft in Krankenhäusern oftmals daher rührt, dass Entscheidungsträger mit dem fehlenden großen Wurf durch die Politik die eigene „ruhige Hand“ legitimieren?
    Genau das ist häufig auch mein Eindruck. Wir haben es in der Gesundheitsversorgung mit einem stark planwirtschaftlich ausgerichteten System zu tun. Dieser Charakter des Gesundheitssystems färbt logischerweise auch auf die handelnden Personen und ihre Geisteshaltung ab. Das soll gar kein Vorwurf sein. Ich habe große Hochachtung davor, unter welchen schwierigen Rahmenbedingungen und mit welch begrenztem unternehmerischem Instrumentarium gerade aufgrund der planwirtschaftlichen Strukturen gearbeitet werden muss. Ich möchte damit nur sagen, dass es sich um ein systemimmanentes Problem handelt. Das hängt auch damit zusammen, dass es – anders als in der Industrie – kaum gedanklichen und auch personellen Austausch mit anderen Branchen und damit auch anderen Märkten und Denkweisen gibt. Der Wille zur Veränderung – essentiell für den Erfolg in der freien Wirtschaft – ist im Gesundheitswesen nicht ausreichend ausgeprägt. Stattdessen herrschen eine starke Verwaltungsmentalität und der Hang zur Bewahrung des Status Quo vor.

    Jochen A. Werner Digitalisierung KrankenhäuserSie widmen ein Kapitel dem Finanzierungsdebakel. Welche Lösungswege sehen Sie?
    Dazu könnte man mehr als nur ein Kapitel, sondern ein ganzes Buch schreiben. Die Gesamt-Ausgaben des Gesundheitssystems betrugen 2020 die unfassbare Summe von 440 Mrd. Euro, also beinahe eine halbe Billion Euro. Es fehlt also nicht an Geld, es fehlt an Effizienz. Das System trägt sich zudem nicht mehr selbst durch die Beiträge der Versicherten, sondern nur durch fast 70 Mrd. Euro staatliche Transferzahlungen. Hier steuern wir auf eine gigantische Schieflage zu, die zu meinem Erstaunen – anders als in der Rentenversicherung – in der Öffentlichkeit noch kaum wahrgenommen wird. Um es kurz zu machen: Der demografische Wandel trifft die Gesundheitsversorgung ganz besonders. Wir werden zukünftig mehr Menschen mit weniger Personal und Ressourcen versorgen müssen. Das lässt sich nicht mehr auflösen, wohl aber müssen wir ein bestmögliches Management anstreben.
    Langfristig wird uns das nicht ohne die Digitalisierung gelingen. Kurzfristig müssen wir Synergien heben und die Effizienz signifikant steigern, etwa durch eine bessere Vernetzung der Leistungserbringer und die Neugestaltung der Krankenhauslandschaft. Dazu gehört auch, Kliniken im Rahmen eines Masterplans zu schließen, zusammenzulegen oder in ambulante Versorgungszentren umzuwidmen.

    An welchen Stellen stoßen Sie mit Ihrer Überzeugungsarbeit für das Smart Hospital auf die massivsten Bedenken?
    Immer dann, wenn Menschen ihre Pfründe in Gefahr sehen und sich in ihrer Position bedroht fühlen, sind die Widerstände am größten. Das ist menschlich absolut nachvollziehbar und natürlich nicht nur ein Thema in der Medizin. An der Universitätsmedizin Essen haben wir uns deshalb ganz bewusst dazu entschieden, einen Schwerpunkt unserer Digitalisierungsstrategie auf die Kommunikation unserer Maßnahmen zu legen. Wir haben von Beginn an immer wieder die positive Wirkung der Digitalisierung im Allgemeinen, aber eben auch Vorteile für den Einzelnen kommuniziert, sodass auch Skeptiker den persönlichen Nutzen für sich erkennen konnten. Der Erfolg gibt uns Recht, sonst wären wir wohl nicht so weit gekommen.

    Sie plädieren nicht nur für neue Digitalisierungsstrategien, sondern auch für einen neuen Anspruch an Nachhaltigkeit in der Medizin.
    Richtig. Allein in Deutschland entfallen laut Health Care Without Harms 5,2 Prozent der gesamten Emissionen auf das Gesundheitswesen. Damit trägt es erheblich zur Umweltbelastung bei, weltweit sogar mehr als der Flugverkehr oder die Schifffahrt. Es sind also nicht nur die „üblichen Verdächtigen“, die zum Klimawandel beitragen, die energieintensiven Industrien, sondern auch wir in der Medizin, und zwar in einem relevanten Ausmaß. Diese Erkenntnis muss sich im Gesundheitswesen noch durchsetzen. Daraus ergibt sich eine Verantwortung als Emittent, aber auch aus dem Grundgedanken der Medizin heraus, für die Gesundheit der Menschen zu sorgen. Noch stehen wir mit dem Thema Green Hospital am Anfang eines langen Weges. Das nachhaltige Krankenhaus als integraler Bestandteil einer zunehmend dekarbonisierten Gesellschaft ist aber ohne Alternative, denn nur in einer gesunden Umwelt können Menschen gesund leben.

    Viele der Kritikpunkte, die Sie benennen, sind in anderen Wirtschaftszweigen schon lange Standard, etwa Customer Centricity. Warum beginnt man in vielen Krankenhäusern so zögerlich damit, von den Patientinnen und Patienten aus zu denken?
    Weil man es bisher nicht musste. Und auch, weil alles, was über die originäre Krankenversorgung hinausgeht, nicht bezahlt wird. Die Maschinerie Krankenhaus, die ich immer gerne mit einem Paternoster vergleiche, weil sie häufig um sich selbst kreist, hat ja bislang zumindest im Selbstverständnis passabel funktioniert. Der Patient ist hier eben noch der „Geduldige“ und nicht der Kunde. Immerhin beginnt zögerlich ein Umdenken, auch vor dem Hintergrund der sich verändernden Rahmenbedingungen und der Ahnung, dass Customer Centricity auch in der Gesundheitswirtschaft für den Geschäftserfolg zunehmend wichtiger werden wird. Die niedergelassenen Ärzte und viele Serviceeinrichtungen sind diesbezüglich übrigens schon deutlich weiter als die meisten Kliniken. In Essen haben wir bereits vor vielen Jahren ein Institut für Patientenerleben gegründet, weil es mit dem Anspruch des menschenzentrierten „Smart Hospitals“ unerlässlich ist, Prozesse aus der Sicht von Patienten sowie deren Angehörigen zu sehen, zu analysieren und zu verbessern.

    Wenn ich Manager in der Industrie bin, muss ich mich permanent mit den Bedürfnissen und Anforderungen meiner privaten oder gewerblichen Kunden beschäftigen, vor allem auch damit, welche Bedürfnisse diese Kunden in fünf oder zehn Jahren haben werden, sonst verschwinde ich vom Markt. Gleichzeitig muss ich meine Lieferanten und deren Branchen im Auge haben, um auch hier alle Entwicklungen zu erkennen, die mein Geschäft betreffen. Dieses Denken in Wertschöpfungsketten mit ihrer Dynamik, dieser übergreifende Blick über den Tellerrand fehlt in der Medizin.

    Wenn wir an dieser Stelle den Blick auf das Patienten-zentrierte Haus schärfen: Wenn Sie die aus Ihrer Sicht wichtigste Handlungsempfehlung nennen müssten, welche wäre das?
    Ich würde vor allem einen Schritt weiter gehen: Wir wollen nicht nur ein Patienten-zentriertes Haus, wir wollen ein Mensch-zentriertes Haus. Es geht nicht nur um den Patienten oder die Patientin, sondern darum, den Mensch konsequent in den Mittelpunkt des Handelns zu stellen – also gleichermaßen auch die Mitarbeitenden. Mitarbeiter- und Patienten-Orientierung gehen Hand in Hand, beide Ziele sind untrennbar miteinander verbunden. Alle Prozesse müssen vom Menschen her gedacht werden. Dies ist die zentrale unternehmerische Ausrichtung, nicht nur die Fokussierung auf den Patienten. Denn am Ende ist es doch so: Je zufriedener und besser die Mitarbeitenden sind, desto besser geht es auch den Patientinnen und Patienten.

    Die Digitalisierung ist so etwas wie ein Lebensthema für Sie. Nun sind Sie nicht als Digital Native auf die Welt gekommen. Was fasziniert Sie im Kontext von Krankenhäusern daran so sehr und gab es initiale Punkte in Ihrem Leben, die Sie auf diesem Weg sehr inspiriert haben?
    Es sind vor allem meine eigenen Erfahrungen während der vergangenen 40 Jahre im Krankenhaus. So sehr man sich auch bemüht hat, am Ende blieb aufgrund des Zeitmangels und des zunehmenden Drucks immer ein wenig die Menschlichkeit auf der Strecke. Wir verschenken wertvolle Zeit an der falschen Stelle, zum Beispiel für administrative Tätigkeiten, die mithilfe digitaler Systeme schneller und einfacher erledigt werden könnten. Hinzu kommt das enorme Potential, das Künstliche Intelligenz bietet, um Diagnostik und Therapie zu verbessern. Ich habe die Defizite und Potenziale früh erkannt, bin aber als Arzt und selbst als Klinikleiter an Grenzen gestoßen, weil ich eben kaum Einfluss nehmen konnte auf die etablierten häufig anachronistischen Prozesse in einer Klinik. Deshalb habe ich mich schließlich entschieden, ins Krankenhausmanagement zu wechseln. Hier kann ich Prozesse gestalten und verbessern, und hier kann ich Digitalisierung zum Wohle der Menschen einsetzen. Denn darum genau geht es: Nicht um die Daten, sondern um die Menschen.

    Wenn Sie eine Vision von einem Gesundheitssystem in Deutschland in 10 Jahren entwickeln: An welchen Punkten unterscheidet sich dieses am gravierendsten vom Status Quo?
    An fast allen zentralen Punkten. Seit Jahren werden immer wieder einzelne Maßnahmen ergriffen, es wird mehr oder weniger am System und seinen Fehlfunktionen herumgedoktert. Diese ganze Kosmetik nutzt aber nichts. Wir brauchen eine grundlegende Neuausrichtung des Gesundheitssystems samt der Kliniklandschaft mit effizienterer Struktur, datengestützter Vernetzung zwischen den Leistungserbringern, weniger Kliniken und wahrscheinlich auch eine neue Abrechnungsgrundlage außerhalb des DRG-Systems.

    Wir brauchen einen Reboot. Nur so lassen sich zukünftig der Pflegenotstand und die Finanzierung des Gesundheitssystems – die beiden großen zentralen Zukunftsaufgaben – managen. Dazu dürfen Entscheidungen für das „Gemeinwesen Gesundheitssystem“ nicht mehr länger von Partikularinteressen und der Tagespolitik getrieben sein. Ich sage aber auch ganz klar: Ich bin überaus skeptisch, ob uns dies gelingt, denn ich sehe aktuell keinerlei Dynamik und grundlegende Veränderungsbereitschaft im Gesundheitssystem.


    Jochen A. Werner Digitalisierung KrankenhäuserProfessor Jochen A. Werner, geboren in Flensburg, studierte Medizin an der Universität Kiel. 1987 promovierte er und begann seine Tätigkeit als Arzt und Wissenschaftler der Abteilung für Hals-Nasen-Ohr- en-Heilkunde des Universitätsklinikums Kiel. 1998 wurde Dr. Werner Professor und Direktor der Marburger Universitäts-HNO-Klinik und war von 2004 bis 2006 auch Prodekan der Medizinischen Fakultät. Von 2011 bis 2015 war Prof. Werner hauptamtlicher Ärztlicher Geschäftsführer der Universitätsklinik Gießen und Marburg (UKGM GmbH). Zudem belegte er das Amt des Sprechers vom Medical Board der Rhön Klinikum AG, 5.000 Betten und einen sehr großen ambulanten Sektor umfassend. Seit 2015 widmet sich Prof. Werner, in seiner Funktion als Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender, der Digitalisierung der Medizin und hat die Universitätsmedizin Essen auf den Weg zum Smart Hospital gebracht. Sein Buch „So krank ist das Krankenhaus” ist im September 2022 erschienen.


    Das Thema Smart Hospital sprich Sie an? Dann könnte der hier verlinkte Beitrag für Sie spannend sein!

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    Dr. med. Alice Martin

    "Wenn ich das gewusst hätte..."
    Die Rubrik in der erfahrende Ärzt:innen aus dem Nähkästchen plaudern.


    „Je detaillierter die Beschreibung, umso besser die Diagnose!“

    „Als junge Medizinstudentin habe ich sehr häufig Hautausschläge gesehen und auch schon einmal selbst einen Ausschlag gehabt.

    Sehr erstaunlich ist, wie viele verschiedene Fotos von Hautproblemen existieren und daraus resultierend die Feststellung, wie unterschiedlich die Hautausschläge aussehen können. Durch eine sehr gute Beschreibung lässt sich das Hautproblem jedoch meistens diagnostizieren. Viele Konsile zwischen Ärztinnen und Ärzten laufen manchmal allerdings nur rein deskriptiv, beispielsweise durch Fachbegriffe, ab. Und bei einer sehr guten Beschreibung und einer kurzen Anamnese bedarf es gelegentlich sogar gar keinem Foto.

    Ich hätte mir gewünscht, im Medizinstudium einen noch stärkeren Fokus auf diese Deskription zu erhalten. Denn ich merke nun selbst, dass die Dermatologie, genau wie die Augenheilkunde, einer der Fachbereiche ist, in dem man als andere Fachdisziplin Schwierigkeiten hat und meistens nur – salopp formuliert – Kortison verwendet und erst bei ausbleibender Verbesserung einen Arzt einschaltet.“


    Dr. med. Alice Martin ist Hautärztin in Weiterbildung und Mitgründerin der Online-Hautarztpraxis dermanostic, sowie dem Online-Portal zur medizinischen Weiterbildung medi-login. Sie tritt als Speakerin im Bereich „Digital Health“ auf und ist seit 2021 als Dozentin an der FOM Hochschule tätig.

    Dr. med. Ole Martin

    "Wenn ich das gewusst hätte..."
    Die Rubrik in der erfahrende Ärzt:innen aus dem Nähkästchen plaudern.


    „Nehmt euch die Zeit und schnuppert auch in medizinische Berufe fernab des OP-Saales“

    „Ärzte dürfen keine Fehler machen!“ Wer mit Menschenleben arbeitet, kann es sich nicht erlauben, unkonzentriert zu sein, zu zögern oder gar an sich selbst zu zweifeln.
    Das ist ein Mantra, nach dem junge Mediziner:innen in der Regel leben, ja sogar leben müssen. Tagtäglich mit Krankheit, Gesundheit, Leben und Tod konfrontiert zu werden, macht eine solche Einstellung erforderlich.

    Als Arzt in einem Unternehmen zu arbeiten, bedeutet hingegen eine ganz andere Fehlerkultur: Während Fehler während einer medizinischen Behandlung auf keinen Fall passieren dürfen, gehört das „Fehler-Machen“ in der freien Wirtschaft mit dazu – und wird sogar eingefordert. Wie im alltäglichen Leben sind Fehler häufig die Grundvoraussetzung dafür, dass man lernt und über sich hinauswächst. Im Vergleich zu einer Arbeit am OP-Tisch oder im Behandlungszimmer muss im Unternehmens-Kontext viel ausprobiert und gewagt werden – seien es neue Geschäftsmodelle, verrückte Werbekampagnen oder innovative Vertriebsstrategien.

    Die beiden Fehlerkulturen könnten gegensätzlicher nicht sein. Das ist aber auch nicht schlimm! Unterschiedliche Umstände verlangen unterschiedliche Normen. Wichtig ist aber, dass man sich dieser verschiedenen Welten bewusst wird. Tut man dies nicht, läuft man Gefahr, die ärztliche Fehlerkultur auch auf andere Lebensbereiche zu übertragen.

    Was kann man also tun? Ich kann euch nur empfehlen, neben eurer ärztlichen Ausbildung auch mal ein Praktikum im nicht-ärztlichen Bereich, wie zum Beispiel in einem Unternehmen, zu machen. Dadurch habt ihr die Chance, beide Welten kennenzulernen und könnt dann eine Entscheidung treffen, für welchen Weg ihr euch entscheidet.


    Dr. med. Ole Martin hat an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Medizin studiert und anschließend an der Düsseldorfer Universitätsklinik seine Facharztausbildung für Radiologie begonnen. Schon früh wollte er sich für bessere Lösungen in der medizinischen Versorgung einsetzen. Daher baute er seit 2018 als CTO die medizinischen Online-Lernplattform medi-login auf. 2019 gründete er dann zusammen mit seiner Frau Dr. Alice Martin und dem Ärzte-Ehepaar Dr. Estefanía und Patrick Lang die Online-Hautarztpraxis dermanostic, bei der er als Geschäftsführer tätig ist.

    Uwe Michael Glatz

    "Wenn ich das gewusst hätte..."
    Die Rubrik in der erfahrende Ärzt:innen aus dem Nähkästchen plaudern.


    „Kümmert euch frühzeitig um eure Altersvorsorge und finanzielle Absicherung!“

    „Lange Zeit hatte ich selbst die Themen Absicherung, Vorsorge und Vermögensaufbau vernachlässigt. Im Berufsalltag stand die medizinische Versorgung der Patienten und die eigene Facharzt-Weiterbildung im Mittelpunkt. Ich habe mir wenig Gedanken darum gemacht, wie ich mit dem Geld, das ich tagtäglich verdiene, sinnvoll umgehe. Dass die Rente der ärztlichen Versorgungswerke im Ruhestand nicht ausreichen wird, um meinen Lebensstandard zu halten, wusste ich ebenfalls nicht.

    Vor einigen Jahren habe ich nach einer persönlichen Krise begonnen, mich in diesen Bereichen zunächst privat weiterzubilden. Diese Entwicklung habe ich dann mit einer IHK-Prüfung abgeschlossen. Heute berate und begleite ich Ärzt:innen und Angehörige anderer medizinischer Berufsgruppen in allen Finanz- und Absicherungsfragen. Mit dem Wissen von heute hätte ich bereits im Studium begonnen, eine zusätzliche private Rente aufzubauen und mich um die Absicherung meiner Arbeitskraft gekümmert. Das geht schon mit relativ kleinen Monatsbeiträgen, die je nach Karrierefortschritt weiter gesteigert werden können. Positiver Nebeneffekt: Man gewöhnt sich an die regelmäßigen Investments und passt seinen Lebensstandard mit der Zeit entsprechend an.“


    Uwe M. Glatz war jahrelang leitender Oberarzt in der Viszeralchirurgie und arbeitet jetzt als Finanzexperte für Ärzt:innen. Ihnen fehlt oftmals die Zeit, sich neben ihrer anspruchsvollen und zeitintensiven Tätigkeit noch mit Fragen der Vorsorge und Absicherung zu beschäftigen.

    Univ.-Prof. Dr. Ines Gockel

    "Wenn ich das gewusst hätte..."
    Die Rubrik in der erfahrende Ärzt:innen aus dem Nähkästchen plaudern.


    „Eignet euch Kompetenzen in Sachen Management und Führung an."

    „Meinen MBA für International Healthcare Management an der Frankfurt School of Finance and Management habe ich erst relativ spät in meinem beruflichen Werdegang absolviert, also kurz vor meinem Ruf auf die W3-Professur für Viszeralchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig. Das MBA-Programm war beruflich und auch persönlich die wichtigste und lehrreichste Zeit in meinem Leben nach meinem Medizinstudium.

    Die erworbenen Skills und Kompetenzen wären mir sicherlich bereits viel früher zu Gute gekommen, hätte ich mich zuvor intensiver mit dieser Möglichkeit beschäftigt, die prinzipiell bereits nach zwei Jahren Berufserfahrung möglich gewesen wäre. Ich kann nur dazu raten, diese Zusatzausbildung so früh wie möglich in Betracht zu ziehen, denn Management-, Business- und Führungsthemen werden im Medizinstudium nur marginal adressiert. Diese, wie auch werteorientiertes ärztliches Handeln und wirtschaftliche Grundprinzipien, welche eng miteinander verknüpft sind, sollten aus meiner Sicht fest in das Medizinstudium implementiert werden.“


    Univ.-Prof. Dr. Ines Gockel leitet die Viszeralchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig, AöR. Sie ist Fachärztin für Chirurgie, Viszeralchirurgie und Spezielle Viszeralchirurgie. Sie absolvierte einen MBA für International Healthcare Management an der Frankfurt School of Finance and Management.

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