Seit 2018 arbeitet die Bauch-Chirurgin und Darmkrebs-Spezialistin Dr. Susanne Rogers (Bild) im Krankenhaus Penzberg. Im Oktober 2020 wurde sie zur Chefärztin der Allgemein- und Viszeral-Chirurgie befördert; seit Juli diesen Jahres steht Susanne Rogers ihrem Krankenhaus als Ärztliche Direktorin vor.
Was haben Sie sich auf Ihre eigene Agenda geschrieben, als Sie Ärztliche Direktorin geworden sind? Welche Ziele möchten Sie erreichen?
Ich habe mir verschiedene Punkte als Ziel gesetzt, auf die ich besonders viel Wert lege und die ich erreichen möchte. Zunächst möchte ich, trotz der zunehmend schwierigen Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen ein attraktives Um- feld schaffen, in dem sich Mitarbeiter:in-nen, aber auch Patient:innen gleichermaßen wohl fühlen. Außerdem möchte ich einen Führungsstil etablieren, der integrierend sowie motivierend ist und den Mitarbeitenden wieder das Gefühl gibt, einer wertvollen und sinnvollen Tätigkeit nachzugehen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist: Transparenz und offene Kommunikation vorzuleben und über alle Berufsgruppen hinweg zu stärken. Und zu guter Letzt möchte ich die Klinik in der Krankenhauslandschaft so platzieren, dass wir mittelfristig und langfristig ein sehr guter Arbeitgeber bleiben können.
Was muss sich ändern, damit mehr Frauen in Führungspositionen in Krankenhäusern gelangen?
Ich habe das große Glück mit einem Australier verheiratet zu sein, für den es völlig normal ist, dass Frauen ebenso Karriere machen wie Männer und dass sich Leistung nicht über das Geschlecht definiert. Mit einem geeigneten Partner, mit dem man schon am Anfang der Beziehung die eigenen Ziele bespricht und der diesen Weg bereit ist, mitzugehen, tut man sich auf jeden Fall leichter.
Frauen sind leistungsstark und leistungsbereit – davon bin ich überzeugt. Manchmal fehlt ihnen nur der Mut, Verantwortung zu übernehmen. Ich hatte nie das Gefühl, dass mich Männer an meinem Weg gehindert haben, wenn ich sie überzeugen konnte, dass ich kompetent bin und eine gute Leistung erbringe. Wir müssen Frauen ermutigen, an sich und ihre Leistung zu glauben und sie überzeugen, dass sie sich die Übernahme der Verantwortung, die eine Führungsposition mit sich bringt, zutrauen dürfen.
Wo liegen für Sie aktuell die größten Herausforderungen in Ihrer Arbeit?
Damit wir wettbewerbsfähig bleiben, müssen wir Fachbereiche entwickeln, in denen qualitativ hochwertige Medizin angeboten wird. Dies mit den vorhandenen Ressourcen und sich ständig wandelnden Strukturen umzusetzen, wird eine große Herausforderung sein.
Spannend wird sein, ob es uns gelingt, auch hausübergreifend Kompetenzen zu bündeln und gemeinsam etwas zu entwickeln. Innerhalb der Organisation unserer Abteilungen müssen wir die Bedürfnisse und Ansprüche der Mitarbeiter, die sich im Wandel der Zeiten deutlich verändert haben, berücksichtigen – wie flexible Arbeitszeiten oder Teilzeitarbeit. Trotz alledem müssen wir handlungsfähig bleiben und eine funktionierende Einheit des Gesundheitswesens darstellen.
Nehmen Sie eine veränderte Erwartungshaltung jüngerer Kolleg:innen in Hinblick auf die Kultur der Zusammenarbeit im Krankenhaus wahr – und wie haben leitende Ärzt:innen dieser zu begegnen?
Ich denke, dass man in der heutigen Zeit kaum ein Unternehmen erfolgreich führen kann, wenn dies noch starr hierarchisch aufgebaut ist. Führung durch Kompetenz ist sicher besser, als Führung durch Position. Transparente und offene Kommunikation ist ein weiteres Mittel, um Mitarbeitemde mitzunehmen und notwendige Veränderungen herbeizuführen.
In Bezug auf die Kolleginnen beobachte ich immer noch, dass sie denken, sie müssten sich für einen Karriere in der Medizin oder ihre Familie entscheiden. Ich denke gerade in der heutigen Zeit lässt sich beides verwirklichen.
Wir als Führungskräfte sind aufgefordert, dies zu ermöglichen und zu unterstützen. Dazu gehören die genanntenten flexiblen Arbeitszeitmodelle, Kinderbetreuungsangebote und die Entwicklung der Führungsfähigkeiten.