Wo bei anderen lediglich Balkonien ruft, lockt im Heidekreis die Natur ins Freie. Die kann man in diesem Landkreis mitten in Niedersachsen mit einem der größten Naturschutzgebiete Deutschlands, der Lüneburger Heide, noch echt erleben. So kann es schon einmal vorkommen, dass man mitten auf dem Weg zu einer Tagung in einer Heidschnuckenherde feststeckt oder morgens am Esstisch Kranichschwärme hört, die auf dem Weg zu einer der vielen Moorflächen oder dem Aller-Leine-Tal sind.
Hier möchte und muss man sich auf den Weg machen. Dabei bieten sich Wanderschuhe oder Fahrrad an. Angst, sich in den großen Naturschutzgebieten zu verlaufen oder zu verfahren, braucht man nicht haben. Die meisten Wege sind mit Wanderzeichen ausgestattet und, wie der Heidschnuckenweg, bei Wanderern bekannt und beliebt. Außerhalb der touristischen Saison kann es allenfalls passieren, dass man auf den Wanderwegen sehr wenig Gesellschaft hat. Bei 74,3 Einwohnern/km² (insgesamt ca. 140.000 Einwohner) ist der Heidekreis nur etwa so dicht besiedelt wie Schottland. Seien wir ehrlich: Zu Corona-Zeiten gar nicht das Schlechteste. Wo Schottland allerdings mit den Highlands aufwarten kann, ist der Heidekreis eher „Lowland“, aber eben auch mit Heide. Die höchste Erhebung ist mit 169,2 Metern der Wilseder Berg von dem aus man bei gutem Wetter bis Hamburg gucken kann.
Das liegt auch daran, dass Hamburg und die Metropolen Hannover und Bremen gar nicht so weit entfernt sind. Nur jeweils eine Stunde fährt man in die hektischen Großstädte. Weit genug entfernt, um durchatmen zu können, nah genug dran, um sich spontan in das Getümmel einer Großstadt zu werfen, Konzerte oder Theater zu besuchen. Etwas beschaulicher geht es in den historischen Städten Lüneburg und Celle zu. Die zahlreichen mittelalterlichen Bauten, sowie kleine Cafes und Boutiquen sind zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert.
Wer denkt im ländlichen Heidekreis nichts erleben zu können, der irrt allerdings. Es ist nur alles etwas kleiner, familiärer, spontaner. Das Konzert findet man in einer Kneipe um die Ecke oder auf kleinen Festivals wie dem HöpenAir oder dem Heimatzoo-Festival. Das Theater findet man im Sommer auch mal auf einer Obstwiese (für Beleuchtung und Sicherheit sorgt die freiwillige Feuerwehr). Und wer hätte gedacht, dass man in einer ehemaligen Scheune zeitgenössische Kunst von internationalem Rang findet? Eines kann man den Heidjern (ein fester Begriff im Duden) definitiv nicht vorwerfen: unmusikalisch, unkreativ oder in sich gekehrt zu sein. Man muss nur losgehen und den Heidekreis entdecken wollen.
Das Erkunden lohnt sich. Man findet kleine Events, Künstlerwerkstätten, kleine Manufakturen oder außergewöhnliche Höfe. An Höfen wie der Straußenfarm in Vierde, der Bisonfarm Essel, der Ginsengfarm in Bockhorn, der Chilli-Manufaktur in Soltau und dem Weidenhof (solidarische Landwirtschaft) merkt man schnell eines: Hier habe ich alle Möglichkeiten und kann auch ungewöhnliche Ideen noch umsetzen. Man kommt voll auf seine Kosten, legt man besonderen Wert auf seine Ernährung und auf regionale, nachhaltige Konzepte. Da wundert es auch nicht dass sich der Landkreis seinen Fokus auf grüne Technologien richtet (3N Kompetenzzentrum, Wasserstoff) oder es auch ein regionales Bier namens Schnuckenbräu gibt.
Wem das immer noch zu wenig Pepp hat, der kann es natürlich auch größer haben und die zahlreichen touristischen Angebote nutzen. Wer kennt sie nicht, den Heide-Park Soltau, den Serengeti-Park Hodenhagen oder den Vogelpark Walsrode? Das nur um die drei bekanntesten Ziele zu nennen. Wer es im Sommer mal kühl braucht, kann sich im Snow Dome in Bispingen in den Schnee werfen, wer es im Winter warm haben möchte, kann die Soltau Therme besuchen. Wem der Wilseder Berg nicht das richtige Höhenfeeling bietet, besucht die Höhenwegarena in Schneverdingen. Ein ausgiebiges Shoppingerlebnis findet sich im Designer Outlet Soltau. Auf www.erlebniswelt-lueneburger-heide.de finden sich weitere spannende Ziele.
Tourismus ist tatsächlich der stärkste Wirtschaftszweig im Heidekreis. Und das keineswegs, weil es hier nichts anderes gibt. Die A 27 und die A 7 schaffen gute Anbindungen, was auch der Wirtschaft zu Gute kommt. National bekannt dürften neben den touristischen Betrieben die Eckes AG (Granini), Mondeléz International (Milka, Philadelphia), Dow Wolff Cellulosics GmbH und die hagebau Handelsgesellschaft für Baustoffe mbh & Co.KG sein. Tatsächlich ist der Heidekreis aber auch groß in der Metallverarbeitung und nicht vergessen werden darf der Bundeswehrstandort in Munster mit dem Nato-Truppenübungsplatz (übrigens in vielen Bereichen auch eine wertvolle Naturlandschaft). Besonders spannend sind die versteckten Marktführer. Um einige zu nennen die Frequon GmbH, SpinBlades und Röders TEC.
Kurzum, die Naturumgebung und Beschaulichkeit des Landkreises kann man ebenso genießen wie das Wissen um einen gesunden Wirtschaftsstandort mit gutem Branchenmix. Nur für große Städte mit vielen Menschen muss man sich auf den Weg machen, auch wenn im Heidekreis die Einwohnerzahl langsam wächst. Wer sich für ein Wohnen im Heidekreis entschieden hat und sich für die Wohnkosten interessiert, sollte einen Blick auf die Statistiken der Immobilienanbieter werfen. Für gehobenen Wohnraum (Aufzug, Neubau), insbesondere im Umfeld der Metropolen, darf man schon etwas in die Tasche greifen, ansonsten bewegt sich der Miet- und Kaufpreis unter dem niedersächsischen Durchschnitt. Dennoch wird auch immer interessanter und individueller Wohnraum angeboten, ein Gespräch vor Ort lohnt in jedem Fall.
Trotz einer sehr guten Breitbandinfrastruktur (über 80 Prozent der Heidjer verfügen über sehr schnelles Internet), bleibt der „Dorffunk“ eine wichtige Informationsquelle. Man kennt sich halt. Wie gut dies funktioniert, bestätigt der junge Mediziner Johannes Teller, der im Heidekreis sein Blockpraktikum für Allgemeinmedizin absolviert hat: „Auch die Vernetzung im Dorf, allein wie schnell es sich rumgesprochen hatte, dass wir Medizinstudierenden da sind, hat mich doch überrascht. Sehr positiv ist mir aufgefallen, dass wir sehr herzlich aufgenommen wurden“.
Herzlich wirken die Gespräche nicht zuletzt auch durch den norddeutschen Akzent oder das eine oder andere eingestreute plattdeutsche Wort. Das fiel auch einigen Medizinstudierenden, die der Landkreis während der der „Landpartie“ (ein vierzehntägiges Blockpraktikum für Allgemeinmedizin) begleitete, auf. Das Projekt „Landpartie Heidekreis“ ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), den akademischen Lehrpraxen und dem Landkreis Heidekreis. Es soll jungen Medizinerinnen und Medizinern die Chance geben, zum einen die Tätigkeit in einer Hausarztpraxis im ländlichen Raum kennen zu lernen und zum anderen das „Leben auf dem Lande“ zu erproben.
Kooperationen zu den Metropolen werden im Gesundheitswesen des Heidekreises auch in anderen Bereichen gepflegt. So ist das Heidekreis-Klinikum auch akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Hamburg. Laura Zielonka hat ihr Praktisches Jahr (PJ) im Heidekreisklinikum absolviert und berichtet über die Arbeit im Klinikum: „Ich kann jedem Medizinstudierenden, der die Entscheidung noch vor sich hat, der die Hoffnung hat, sowohl wissenschaftlich als auch menschlich viel zu lernen, wärmstens ein Tertial in der Allgemein- und Viszeralchirurgie am Heidekreisklinikum Walsrode empfehlen.“
Wer sich nicht niederlassen mag sondern eher eine Anstellung sucht, kann diese in einer der drei Kliniken des Landkreises, in einer bereits bestehenden Praxis oder beim Gesundheitsamt des Heidekreises finden.
Nicht nur für Niederlassung, sondern auch für das Praktische Jahr, die Weiterbildung und eine Anstellung können beim Landkreis Fördergelder beantragt werden.
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