Die Berufschancen für junge Ärzt:innen sind in der Hals-/Nasen- und Ohrenmedizin optimal, da ein steigender Bedarf einer schrumpfenden Ärzteschaft gegenübersteht. Dr. Kerstin Zeise vom Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V. berichtet über den demographischen Wandel, erklärt, wie KI ihre Fachrichtung beeinflussen wird und gibt nützliche Tipps für alle, die an einer Weiterbildung zum HNO-Arzt interessiert sind.
Wie beurteilen Sie die demographischen Entwicklungen in der Hals-/Nasen- und Ohrenmedizin? Welche Chancen ergeben sich dadurch für den Nachwuchs?
Der Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge wird sich, wie in allen Fachgebieten, auch in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde bemerkbar machen. Allerdings ist die Zahl der berufstätigen HNO-Ärztinnen und -Ärzte in den letzten Jahren immer noch leicht gewachsen. Dies ist auch nötig, da der HNO-ärztliche Behandlungsbedarf der Bevölkerung steigt und immer mehr Ärzte in Teilzeit arbeiten. Die Berufschancen für junge HNO-Ärztinnen und -Ärzte sind deswegen hervorragend. Nach der Weiterbildung und einigen Jahren in der Klinik entscheidet sich der Großteil für eine Karriere in der ambulanten Medizin. Auch Kombinationsmodelle zwischen Krankenhaus und Praxis kommen immer mehr in Mode. Als sehr vielseitiges Fachgebiet mit komplexen Operationen im Kopf- und Halsbereich und einer breiten Palette an diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten sowie Patienten aller Altersgruppen ist die HNO prädestiniert für innovative Arbeitsmodelle. Das beginnt übrigens schon in der Weiterbildung, bei der wichtige Teilgebiete wie die Allergologie heute überwiegend in den Praxen erlernt werden.
Die technologische Entwicklung verläuft vor allem im Bereich KI rasant. An welchen Stellen wird die Technologie bereits heute verwendet und wo sehen Sie Potenzial für die Verwendung von künstlicher Intelligenz?
Im Moment ist künstliche Intelligenz vor allem im Bereich der Praxisorganisation ein Riesenthema. Es gibt faszinierende Software für die Anamnese oder die Arbeit hinter dem Tresen, die früher zeitraubend von Medizinischen Fachangestellten erledigt werden musste. Auch in der Diagnostik rollt eine KI-Welle auf unser Fachgebiet zu. Es ist zu erwarten, dass KI in Zukunft standardmäßig bei der
Patientenuntersuchung als begleitende Technologie zum Einsatz kommen wird. Das wird auch die Rolle von uns Ärztinnen und Ärzten neu definieren. Wenn eine Künstliche Intelligenz zuverlässig aus den Symptomen eine Diagnose stellen und einen Therapieplan vorschlagen kann, werden wir uns als Mediziner wieder mehr auf unsere beratende Funktion konzentrieren können. Die große Hoffnung ist darüber hinaus, dass durch KI unnötige Verwaltungsarbeit abgebaut werden kann. Das belastet Ärztinnen und Ärzte in Krankenhäusern und Praxen mit am meisten.
Was macht die Arbeit in der Hals-/Nasen- und Ohrenkunde besonders attraktiv? Welche Möglichkeiten gibt es für Interessierte, sich mit der Fachrichtung vertraut zu machen?
Es gibt bei uns im Berufsverband ein dichtes Netz an Weiterbildungsbefugten, sowohl in der Klinik als auch im ambulanten Bereich. Eine sehr gute und niedrigschwellige Gelegenheit, in das Fachgebiet reinzuschnuppern, bieten außerdem die beiden großen HNO-Kongresse im Frühjahr und Herbst. An der Jahrestagung des HNO-Berufsverbandes in Mannheim Ende Oktober können Medizinstudierende kostenfrei teilnehmen. Neben einem vielseitigen wissenschaftlichen Programm gibt es eine Menge Gelegenheiten, mit erfahrenen HNO-Ärztinnen und -Ärzten in Kontakt zu kommen. Die Weiterbildung in der HNO-Heilkunde ist besonders attraktiv, weil sie eine breite Palette an Operationen ermöglicht, weil den meisten Patienten wirklich geholfen werden kann und weil es viele Spezialisierungsmöglichkeiten, wie Onkologie, Immunologie oder Neurootologie, gibt.
Für alle, die an der Weiterbildung zum HNO-Arzt oder am Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V. interessiert sind:
Website der Fachgesellschaft
Aktuelle Weiterbildungsstellen
Das Junge Forum der Fachgesellschaft
Dr. Kerstin Zeise ist Fachärztin für Hals-/Nasen- und Ohrenmedizin und Vizepräsidentin des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen Ohrenärzte e.V.