Für unsere Serie der besten Weiterbildungsbefugten sprachen wir mit dem Ärztlichen Direktor und Chefarzt der Abteilung Anästhesiologie, Intensivmedizin und Notfallmedizin des Hochrhein Klinikums, Dr. Hans-Jürgen Ott (Bild), der die Kriterien für die TOP-WEITERBILDUNG erfüllt.
Wie sieht das Onboarding in Ihrem Haus aus, das ja eine ganz wichtige Grundlage für den Berufseinstieg darstellt?
Bereits auf der Suche nach neuen Ärzten werben wir mit dem Slogan „Heute schon wissen, wer morgen Ihre Visite begleitet“ und stellen unsere Chefärzte nicht nur fachlich, sondern auch gezielt privat vor. In Form von Videos und Broschüren haben potentielle Assistenzärzte so die Möglichkeit, sich vorab einen Eindruck zu verschaffen. Entscheiden sie sich für unser Haus, so wird ihnen zu Beginn ein Mentor zur Seite gestellt, der ihnen den Einstieg erleichtert. Grundsätzlich werden die jungen Kollegen fachlich dort abgeholt, wo sie sich befinden und das ist oft ganz unterschiedlich. Für uns ist essentiell, dass niemand auf der Strecke bleibt oder das Gefühl hat, „noch nicht gut genug zu sein“, denn klar ist, die jungen Ärzte kommen zu uns, um sich weiterbilden zu lassen und das hat höchste Priorität für uns. Im Gegensatz zu Maximalversorgern bedeutet das, dass sie schon sehr früh unter Anleitung am Patienten tätig sein können und so im Laufe ihrer Ausbildung sehr viele Krankheitsbilder kennenlernen, da wir als Alleinversorger für einen ganzen Landkreis zuständig sind. Weiterhin bieten wir verschiedenste Freizeitaktivitäten an, um den neuen Kollegen das Ankommen zu erleichtern. Sporttreffs, Stammtische und vieles mehr tragen Sorge dafür, dass man am Hochrhein letztlich nicht nur arbeitet, sondern auch lebt.
Nach Weiterbildungsordnungen der Landesärztekammern sollten Weiterbildungsbefugte:r und Assistenzärzt:innen regelmäßig Entwicklungsgespräche führen. In der Realität wird der Zeitraum zwischen den Gesprächen oft sehr gedehnt. Wie würden Sie Ihre Feedbackkultur beschreiben?
Natürlich variiert dies von Abteilung zu Abteilung, grundsätzlich wird Feedback bei uns jedoch sehr großgeschrieben. Im Zentrum für Innere Medizin gibt es beispielsweise täglich eine Frühfortbildung, in deren Rahmen auch aktuelle Fälle gezielt diskutiert werden, was auch ein zeitnahes Feedback ermöglicht. Dies ist nicht nur in Hinblick auf die Fachlichkeit, sondern auch in Hinblick auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit eine gute Gelegenheit für junge Kollegen sich einzubringen. In meiner Abteilung für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Notfallmedizin finden die Feedbackgespräche mindestens einmal im Jahr und bei Bedarf situativ statt. Diese beinhalten neben den Weiterbildungsinhalten auch alle Themen eines strukturierten Mitarbeitergesprächs und sind deshalb sehr ausführlich. Wir haben ein sehr stabiles und freundschaftliches Teamgefüge und regelmäßige Gespräche fördern natürlich auch das Zugehörigkeitsgefühl.
Ist ein festes Weiterbildungscurriculum bei Ihnen im Einsatz, um den Abschluss der Weiterbildung im zeitlichen Rahmen zu ermöglichen?
Neben der praktischen Tätigkeit wartet auf unsere neuen Kollegen ein Curriculum von Seminarveranstaltungen und fachspezifischen Fortbildungen, die durch abteilungsübergreifende Konferenzen und Veranstaltungen ergänzt werden. In meinem Bereich sieht das konkret so aus: Die strukturierte Weiterbildung ist einem schriftlichen Curriculum sowohl für die Anästhesiologie als auch für die Intensivmedizin festgehalten. Hierin sind alle Weiterbildungsschritte aufgeführt, die zur Kompetenzerwerbung im Fachgebiet notwendig sind und neben dem Logbuch der Ärztekammer sozusagen als „Checkliste“ geführt werden. Ziel ist eine regelmäßige Evaluation mit Oberärzten oder Chefarzt. In dieser Evaluation wird geprüft, ob innerhalb eines jeden Weiterbildungsschrittes die theoretischen und praktischen Kompetenzen erreicht wurden beziehungsweise wo noch intensiv an der Kompetenzerwerbung gearbeitet werden muss. Wir können mit Stolz sagen, dass die Mehrzahl unserer angehenden Fachärzte den Abschluss der Weiterbildung weitgehend fristgerecht erlangt.
Ihre Assistenzärzte können bei Fragen auch auf Mentoren zurückgreifen?
Als 330-Betten-Haus geht es bei uns freundschaftlich und familiär zu. Unsere Chefärzte arbeiten voll auf den Stationen mit, sodass sie zu jeder Zeit auch als Ansprechpartner mit Rat und Tat zur Seite stehen, gleiches gilt natürlich auch für unsere Oberärzte. Dies unterscheidet uns stark von universitären Strukturen.
Als Chefarzt verpflichten Sie sich auch zu einer respektvollen Arbeitskultur. Wie stellen Sie dies in Ihrer Abteilung her?
Die meisten von uns können sich sicherlich noch an ihre ersten Arbeitsjahre erinnern. Wer neu und noch unsicher ist, der braucht ruhige klare Strukturen, um auch in Ausnahmesituationen die nötige Routine und Sicherheit zu entwickeln. Für mich persönlich ist daher ein ruhiger, gepflegter Umgangston das A und O. Brüllende Oberärzte oder ein „an die Decke gehen“ meinerseits dulde ich auf meiner Station nicht. „In der Ruhe liegt die Kraft“ ist nirgends so wichtig wie in der Medizin. Nur wer eine fundierte, fachlich spezifizierte und menschlich freundliche Ausbildung genießt, kann später auch alleine am Patienten auf eine innere Sicherheit zurückgreifen, vor allem auch dann, wenn gewährleistet ist, dass auch Fehler etwas sind, worüber man sprechen kann und muss. Eine respektvolle Arbeitskultur beinhaltet für mich daher auch eine konstruktive Fehlerkultur.
Als Weiterbildender erklären Sie sich dazu bereit, sich durch Ihre Ärzte und Ärztinnen evaluieren zu lassen. Diese Transparenz wünscht sich nicht jeder Weiterbildungsbefugter. Manche Kollegen empfinden sie als heikel. Warum ist dies für Sie kein Problem?
Die Basis einer guten Zusammenarbeit ist Vertrauen und dieses basiert auf Ehrlichkeit. Es ist durchaus menschlich, dass wir sensibel auf Kritik reagieren, dennoch bildet diese eine konstruktive Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Auch als Chefarzt lerne ich täglich dazu und gerade das Feedback junger Kollegen ist eine wunderbare Möglichkeit, am Puls der Zeit zu bleiben. Junge Mediziner ticken heute ganz anders, als wir damals. Work-Life-Balance wird in dieser Generation sehr viel größer geschrieben, als in meinen Ausbildungsjahren. Umso wichtiger ist es, dass auch ich ehrliches Feedback erhalte.
Wie würden Sie Ihren Standort Waldshut-Tiengen beschreiben?
„Heimat ist nicht nur ein Ort, Heimat ist ein Lebensgefühl. Wohin auch immer uns das Leben führt, sind es letztlich die Wurzeln, die wir schlagen, die uns Halt und Bindung geben. Eingebettet zwischen Schwarzwald und Rhein bieten wir Ihnen daher weitaus mehr als lediglich einen Job. Wir bieten Ihnen die Möglichkeit, zu leben. In einer Region, die an Reizen kaum zu übertreffen ist – mit Menschen, die Ihnen offen und ehrlich begegnen werden – sind wir mit Sicherheit nicht das größte Krankenhaus, aber eben jenes, das Sie und Ihre Bedürfnisse ernst nehmen wird. Es gibt viel zu tun und viel zu gestalten. Sind Sie dabei?!
Ihre neue Wirkstätte
Wo die Ausläufer des Schwarzwalds auf den Rhein treffen, wo die Schweiz auf Deutschland trifft und die Aare in den Rhein mündet, dort liegt Walds-hut-Tiengen. Lassen Sie sich von dem mittelalterlichen Flair der beiden Stadtteile mit ihren historischen Fassaden, Toren, Türmen und Schlössern verzaubern. Tauchen Sie ein in zwei Städte, die mit einzigartiger Atmosphäre zu verzaubern wissen. Lassen Sie sich treiben in einer Region, deren Charakter nahezu einzigartig ist.“
Luisa Denz Leitung Kommunikation & Marketing
Mehr zum Thema fachärztliche Weiterbildung finden Sie hier.