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    „Die Diabetologie ist mehr als nur Blutzucker-Kosmetik“

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    By Caspar on 23. Juni 2021 Diabetologie, Fachgesellschaften, Weiterbildung

    Facharzt Ausbildung Diabetologie


    UPDATE 2025


    Aufgrund des demografischen Wandels ist der Bedarf an Diabetolog:innen groß. Dennoch ist die Sichtbarkeit der Fachrichtung noch relativ gering, schon allein weil sich die Weiterbildung in der Diabetologie nicht ganz einfach gestalltet. Antje Weichard vom Bundesverband niedergelassener Diabetologen (BVND) erläutert, wieso der Weiterbildungsweg in ihrer Disziplin schwierig zu erkennen ist und wie der BVND diesen Problemen entgegenwirken will. Außerdem gibt sie einen Ausblick auf die Möglichkeiten von KI in der Diabetologie und beschreibt, was ihre Fachrichtung besonders attraktiv macht.

    Wie schätzen sie die aktuelle Lage in der Diabetologie besonders in Hinblick auf die schwierigen Umstände in der fachärztlichen Weiterbildung Ihrer Fachrichtung ein?
    Die Diabetologie ist ein besonderes generalistisches Fachgebiet, welches sich zwischen Hausarzt und Facharzt verortet. Die fehlende Facharztbezeichnung für angewandte Diabetologie führt zu einem Mangel an Sichtbarkeit als spezielle, eigentlich fachärztliche Disziplin. Das macht es bisweilen schwer für den Nachwuchs, den Weiterbildungsweg zum Diabetologen bzw. zur Diabetologin zu erkennen.

    Der BVND arbeitet gemeinsam mit der AG Nachwuchs der Deutschen Diabetes Gesellschaft an der besseren Sichtbarkeit und Begeisterung für das Fach Diabetologie. In der internistischen Weiterbildung im Krankenhaus erleben Studierende und Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung überall, dass es einen Mangel an diabetologischer Ausbildung und Expertise gibt. Man wird weder im Studium noch in der klinischen Ausbildung adäquat an das Fachgebiet herangeführt, obwohl es eine sehr große gesundheitspolitische Bedeutung hat. Für den Nachwuchs gibt es mit den DDG-zertifizierten Weiterbildungsstätten jedoch Strukturen, in denen man das Know-how für dieses interessante Fach erwerben kann. Hier sind insbesondere zertifizierte Diabetologische Schwerpunktpraxen (Diabeteszentrum oder Diabetes-Exzellenz-Zentrum) als ambulante Weiterbildungsstätten attraktiv.

    In diesen können junge Kolleginnen und Kollegen in 24-monatiger Weiterbildung bereits während der Facharztausbildung Innere oder Allgemeinmedizin bzw. Pädiatrie die Qualifikation zur/zum Diabetologen DDG oder aufsetzend auf dem Facharzt die Zusatzweiterbildung Diabetologie erwerben.

    Aufgrund fehlender Finanzierung der Zusatzweiterbildung gelingt die Finanzierung der ambulanten Weiterbildung nur über die Förderung der hausärztlichen Weiterbildung zum Facharzt / zur Fachärztin für Allgemeinmedizin, ggf. auch im Quereinstieg. In meiner Praxis sind gerade über 18 Monate zwei FachärztInnen für Innere Medizin in Weiterbildung, fertige Internisten, die aus dem Klinikumfeld kommen und gerne Diabetologen werden möchten, aber erkennen, dass sie noch erheblichen diabetologischen Weiterbildungsbedarf haben. Die beiden werden 18 Monate im Quereinstieg zum Facharzt für Allgemeinmedizin weitergebildet und von der KV gefördert bezahlt. Sie müssen dann auch die Facharztprüfung Allgemeinmedizin ablegen, damit man sie gefördert ambulant beschäftigen kann. Dies ist derzeit der einzige Weg einer geförderten Weiterbildung in der ambulanten Versorgung. Daher ist die diabetologische Weiterbildung zunehmend marginalisiert. Es gibt Mittel und Wege, man muss sie aber suchen.

    Mit der Krankenhausreform bekommt diese Art der Weiterbildung noch zunehmende Relevanz. Denn in den definierten Leistungsgruppen kommt die komplexe Diabetologie als Einzelfach nicht vor, sondern ist zugleich mit der Endokrinologie verknüpft. Damit verbunden sind unerreichbare Strukturqualitäten. Bleibt das so, bedeutet das das Ende der diabetologischen Weiterbildung am Krankenhaus. Das erlebt auch der Nachwuchs und nimmt zunehmend diabetologische Schwerpunktpraxen als attraktive Weiterbildungsstätten wahr.

    Die rasanten Fortschritte der Diabetestechnologie können vor allem im ambulanten Bereich strukturiert erlernt werden. Durch die seit über 20 Jahren bestehenden DMP-Programme wurde die Diabetologie weitgehend ambulantisiert und Diabetes-Schwerpunktpraxen als spezialisierte Versorgungsebene erst geschaffen.

    Andererseits müssen diabetologische Schwerpunktpraxen jetzt gerade die noch vorhandenen stationären Strukturen stützen, indem sie mit ausbilden, und sei es nur durch kurzzeitige Hospitationen. Wir erleben gerade, dass Kliniken, die bisher diabetologisch tätig waren, sich vor dem Hintergrund der Krankenhausreform neu aufstellen.

    Welchen Einfluss hat der demografische Wandel auf Ihre Disziplin?
    Wir haben ein riesiges Demografieproblem, was die Frage der Betreuung der großen Volkskrankheit Diabetes in spezialisierten Strukturen betrifft. Nicht nur auf der hausärztlichen Seite, sondern auch auf der spezialisierten Ebene. Wir wissen aus Erhebungen, dass sich die Altersstruktur immer weiter nach hinten verlagert. Das Durchschnittsalter bei Diabetologinnen und Diabetologen liegt derzeit bei knapp unter 60 Jahren. Der Bedarf, also auch in Zukunft, ist groß.

    Und das, obwohl die Diabetologie ein attraktives Fach ist, weil Diabetologinnen und Diabetologen viel in Teampraxen und in größeren Strukturen arbeiten, wo man als Nachwuchs gut erst einmal im Anstellungsverhältnis einsteigen kann, den Praxisführerschein machen kann usw. Das heißt, eigentlich bieten wir, wenn wir uns als ausscheidende Generation und Babyboomer entsprechend aufstellen, einen attraktiven ambulanten Einstiegsweg.

    Sie beschreiben den Bedarf an Nachwuchs in der Diabetologie. Welche Angebote stellen Sie für junge Ärzt:innen bereit?
    Wir arbeiten als Berufsverband eng mit der Fachgesellschaft DDG zusammen. Diese bietet Kongress-Stipendien für 60 bis 100 Bewerberinnen und Bewerber. Dafür können sich Interessierte relativ niederschwellig bewerben. Wenn man mit dem Krankheitsbild Diabetes im Rahmen der Ausbildung schon im Studium, der Famulatur oder später in der Weiterbildung in Berührung gekommen ist und inhaltlich tiefer eintauchen und sozusagen in die Community eindringen möchte, gibt es diese Stipendien und die Kongresse, die vom Nachwuchs sehr interessiert wahrgenommen werden.

    Wir fördern gemeinsam einen großen bundesweiten Pool an Interessierten, welche an einem individuellen Kongress-Stipendiatenprogramm teilnehmen können. Es gibt die AG Nachwuchs der DDG, in der neben Ärzten und Ärztinnen in Weiterbildung auch junge Fachärztinnen und Fachärzte engagiert sind. Diese organisieren Student’s Diabetes Days an Universitäten.

    Viele Diabetologinnen und Diabetologen aus dem Berufsverband, organisieren sich zudem regional, in dem sie als Lehrärzte der Universitäten tätig sind oder regelmäßig Fortbildungen für Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung anbieten, die durch die Kassenärztlichen Vereinigungen gefördert werden.

    Welche Rolle spielt KI in der Diabetologie und wie schätzen Sie das Potenzial der Technologie in Ihrem Fachbereich ein?
    Diabetologie ist ein daten- und digitalisierungsgetriebenes Fach, insbesondere was das Thema Diabetestechnologie betrifft, aber auch was die Bewältigung von Daten angeht. Es gibt eine rasante Entwicklung der Diabetestechnologie, insbesondere beim Typ 1 Diabetes. So existieren beispielsweise seit inzwischen etwa fünf Jahren so genannte Hybrid-Closed-Loop Systeme, die disruptiv verändert haben, wie wir Menschen mit Typ 1 Diabetes behandeln. Damit haben Patientinnen und Patienten ganz neue Perspektiven.  Frauen mit Typ 1 Diabetes können beispielsweise mithilfe dieser KI-basierten Unterstützung eine Schwangerschaft bewältigen.

    Bezüglich einer KI für ärztliche Entscheidungsprozesse warten wir noch auf Lösungen. Wir als Verband sind auch daran beteiligt, die elektronische Diabetesakte mitzuentwickeln. Ich kann mir gut vorstellen, dass es künftig Lösungen gibt, die den Workload auch im Management der vielen diabetologischen Daten verringern könnten.

    Warum sollte man sich für das Fachgebiet Diabetologie entscheiden?
    Diabetologie ist gerade für Frauen, die den Anspruch haben auf ganzheitliche Medizin, eine sehr erfüllende Disziplin. Außerdem ist es ein sehr breit aufgestelltes Fachgebiet, welches aufgrund der weiten Verbreitung des Krankheitsbildes Diabetes als Volkskrankheit Berührung mit fast allen anderen klinischen Fächern hat.

    Man hat eine breite generalistische Expertise als Diabetologin bzw. Diabetologe, angefangen von Diabetes-Technologie beim Typ 1-Diabetes und Insulintherapie, Patientinnen mit Gestationsdiabetes bis zu Erkrankten mit Diabetes-Fußsyndrom.

    Inzwischen haben selbst internistische Fachrichtungen nicht mehr ausreichend Diabetesexpertise und Respekt davor, wie Diabetologinnen und Diabetologen komplexe Insulintherapie steuern und Menschen mit insulinpflichtigem Diabetes betreuen. Diabetes ist ein anspruchsvolles und herausforderndes Krankheitsbild, das sehr interdisziplinär behandelt werden muss.

    Das unterscheidet Diabetologinnen und Diabetologen auch von der Hausärzteschaft, wo ja durchaus auch Menschen mit Typ 2 Diabetes behandelt werden. In ihrer Tiefe und Breite und der Fokussierung ist die Diabetologie einzigartig. Sie ist ein sehr spannendes und zudem auch ein menschlich erfüllendes Fach, wenn man Patientinnen und Patienten zum Teil ein Leben lang begleitet.


    Hier gehts zu weiterführenden Links


    Interesse an der Weiterbildung in der Diabetologie? Weitere Informationen finden Sie im Gespräch mit Frau Dr. Weichard und Frau Dr. Dorothea Reichert aus dem Jahr 2021.



    Die Diabetologie beschäftigt sich mit der Behandlung und Erforschung des Diabetes mellitus, Oberbegriff für vielfältige Störungen des menschlichen Stoffwechsels. Warum sich eine Weiterbildung in diesem Fachbereich lohnt und welche Anforderungen man als Nachwuchsdiabtelog:in erfüllen sollte, erzählen Dr. Antje Weichard und Dr. Dorothea Reichert des Bundesverbandes niedergelassenen Diabetologen BVND e.V

    Was spricht Ihrer Meinung nach für eine Weiterbildung im Fachbereich Diabetologie?
    Die Diabetologie hat als Querschnittsfach Berührung zu vielen anderen klinischen Fachrichtungen wie der Kardiologie, Neurologie, Nephrologie, Gefäßchirurgie, Geburtshilfe oder Augenheilkunde hat. Andererseits hat man es mit Patient:innen aus allen Alters- und Bevölkerungsgruppen zu tun, mit Notfällen und Schwerstkranken, aber auch mit Menschen, die man im Alltagsleben oft über lange Zeit begleiten darf.

    Neben Coaching der Patient:innen, zahlreichen Schulungen und „sprechender Medizin“ ist die Diabetologie auch durch ihren hohen Grad an Digitalisierung herausfordernd. Krankheitsbilder wie Typ-1-Diabetes, Gestationsdiabetes und das Diabetes-Fußsyndrom stellen sehr unterschiedliche zu bewältigende Herausforderungen dar. Gerade das Diabetische Fußsyndrom ermöglicht auch eine sehr praktische Tätigkeit.

    Was zeichnet eine:n gute:n Diabetolog:in aus, abgesehen von fachlicher Expertise?
    Junge Kolleg:innen sind insbesondere in ihrer Empathie und ihren kommunikativen Fähigkeiten gefordert, Patient:innen mit Krankheitsakzeptanzproblemen, Motivations- und Wissensdefiziten, aber auch Ängsten und Depressionen in ihrer Krankheitsbewältigung zu unterstützen und sie vor gefährlichen Krankheitsverläufen zu bewahren. Der/die künftige Diabetolog:in sollte eine gute allgemeinmedizinische und internistische Weiterbildung und breites Interesse an benachbarten Disziplinen sowie am fachlichen Austausch mitbringen.

    Welche Möglichkeiten gibt es, Diabetolog:in zu werden?
    Das Fachgebiet ist in den Universitäten und Kliniken stark unterrepräsentiert. Aufgrund dessen und des noch immer fehlenden Facharztes für Diabetologie lernen Studierende das Fachgebiet erst spät und eher zufällig im Rahmen von Famulaturen, Praktika oder ihrer Facharztweiterbildung Innere oder Allgemeinmedizin kennen. Neben der Weiterbildung zum Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie, der nur wenigen Nachwuchskolleg:innen an Universitätskliniken vorbehalten ist, gibt es den „Diabetologen DDG“ nach den Richtlinien der Fachgesellschaft sowie die Zusatzbezeichnung Diabetologie der Ärztekammern. Nach der neuen Weiterbildungsordnung kann die Zusatzbezeichnung Diabetologie erst nach Erwerb einer Facharztbezeichnung Innere oder Allgemeinmedizin oder Pädiatrie über weitere zwölf Monate Weiterbildung erworben werden. Somit braucht es mindestens 72 Monate Weiterbildung zum/zur Diabetolog:in.

    Welche Tipps würden Sie interessierten Nachwuchsdiabetolog:innen geben, die auf der Suche nach der richtigen Weiterbildungsstelle sind?
    Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hat in Abstimmung mit dem Berufsverband Niedergelassener Diabetologen (BVND) besondere Qualitätskriterien zur Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität definiert, die eine Weiterbildungseinrichtung erfüllen muss, um sich Diabeteszentrum DDG oder Diabetologikum DDG nennen zu können. Nach solch einer Zertifizierung sollte der/die angehende Diabetolog:in fragen. Daneben helfen Internetseiten der Einrichtungen dabei, sich über die Breite des Behandlungspektrums zu informieren. So sollte die Einrichtung auch im Bereich Pumpe, rtCGM, Schwangerschaft und Füße aktiv sein.

    Welche medizinischen Fortschritte innerhalb Ihres Fachbereiches sind besonders einflussreich?
    Fortschritte zeigt die zunehmend individualisierte Therapie des Typ-2-Diabetes in Abhängigkeit von Komorbidität, Lebensprognose und -erwartung, Motivation und Ressourcen des/der Patient:in unter Nutzung zunehmend prognoseverbessernder Pharmakotherapie, zum Beispiel SGLT2-Hemmer und GLP1-Analoga statt bloßer „Blutzucker-Kosmetik“. Damit rückt die Insulintherapie als unverzichtbares Therapieprinzip beim Typ-2-Diabetes an die dritte Stelle der leitliniengerechten Behandlung.

    Wegen des Risikos von (unbemerkten) Hypoglykämien hat die Glucose-Sensor-Technologie flächendeckend Einzug gehalten. Insbesondere die sensorunterstützte Insulinpumpentherapie hat sich dank KI mit automatisierter Abschaltung beziehungsweise Anpassung der Basalrate zum Closed Loop entwickelt und ist inzwischen durch „Baukasten“-Systeme von Glucosesensor, KI-Algorithmus und Insulinpumpe nahe am Artificial Pancreas und einer technischen Heilung von Typ-1-Diabetes. Diese neue Technik eröffnet auch viele neue Möglichkeiten der Videosprechstunde und telemedizinischen Betreuung über Cloudlösungen.

    Kann man als Diabetolog:in auch in Teilzeit arbeiten oder kommt das eher selten vor?
    Sowohl in den Gemeinschafts- als auch in den Einzelpraxen sind mehrere angestellte Ärzt:innen eher die Regel als die Ausnahme. Insbesondere den Bedürfnissen junger Eltern kann durch die Tätigkeit als angestellte:r Ärzt:in in Vollzeit oder Teilzeit entgegengekommen werden. Dabei können junge Kolleg:innen zunächst ohne unternehmerische Verantwortung für die Praxisorganisation Schritt für Schritt den „Praxisführerschein“ erwerben.

    Wie schätzen Sie denn die Möglichkeiten ein, eine eigene Praxis zu übernehmen?
    In allen KV-Bezirken bestehen gute Möglichkeiten, eine Diabetes-Schwerpunktpraxis zu übernehmen oder in eine entsprechende Gemeinschaftspraxis einzusteigen. Als Bewerber:in zur Gründung oder Übernahme einer Diabetes-Schwerpunktpraxis mit ausschließlich klinischer Ausbildung sehen wir allerdings Hürden. 80 Prozent der diabetologischen Tätigkeit und Organisationsstruktur, beispielsweise der DMP-Regularien oder Betreuung von Pumpen- und CGM-Patient:innen, finden im ambulanten Setting statt. Neben weiteren unternehmerischen Aufgaben muss mühsam angeeignet werden, was in der Klinik bisher nicht gelernt wurde.

    Wie sieht momentan der Bedarf und die Arbeitsbelastung in den Kliniken aus?
    Leider gibt es mit der Ökonomisierung der Krankenhäuser durch das DRG-System seit 2004 nur noch wenige Kliniken mit eigenständiger diabetologischer Abteilung, inzwischen wird die Diabetologie häufig als Anhängsel der Kardiologie, Gastroenterologie oder Nephrologie betrieben. Diabetesfachkliniken, die ambulant nicht zu versorgende Patient:innen etwa mit schweren Stoffwechselproblemen betreuen, sind selten geworden.

    Die Arbeitsbelastung in internistischen Kliniken mit hoher Bereitschaftsdienstfrequenz und wenig familienfreundlichen Arbeitszeiten ist der Grund, dass junge Kolleg:innen baldmöglichst nach Abschluss ihrer internistischen Grundausbildung eine Weiterbildungsmöglichkeit im ambulanten Bereich suchen.

    In welche Richtung kann man sich nach dem Facharzt weiter spezialisieren?
    An erster Stelle sind hier die Herausforderungen der Digitalisierung in der Diabetologie zu nennen, wie Auslesesoftware mit Cloudlösungen und Möglichkeit des telemedizinischen Coachings, aber auch technische Neuerungen wie CGM-Systeme über sensorunterstützte Insulinpumpen bis zum artificial pancreas. Die Betreuung von Patient:innen mit Diabetes-Fußsyndrom kann am besten in einer zertifizierten ambulanten Fußeinrichtung (ZAFE) erlernt werden.

    Schließlich ist die ambulante Betreuung der zunehmenden Anzahl von Patientinnen mit Gestationsdiabetes beziehungsweise von Typ-1- oder Typ-2-Diabetikerinnen mit Schwangerschaft in Bezug auf die Prognose von Mutter und Kind herausfordernd.

    Gibt es in der Diabetologie derzeit besonders heiß diskutierte Themen?
    Neben den bereits angesprochenen technischen Entwicklungen ist vor allem die Orientierung auf das patient related outcome ein aktueller Trend in der individualisierten Diabetestherapie.

    Ausgehend von den postulierten fünf Krankheitsentitäten des Typ-2-Diabetes gilt es, vor allem die Patient:innen mit frühzeitig progredientem Krankheitsverlauf, ungünstiger Prognose und hoher Komorbidität zu detektieren. Statt „one size fits all“ ist gerade die konsequente individualisierte Behandlung dieser gefährdeten Patient:innen, denen ihre Gefährdung oft gar nicht bewusst ist, eine intellektuelle und zwischenmenschliche Herausforderung.

    Welche falschen Vorurteile werden Diabetolog:innen besonders häufig entgegengebracht?
    Diabetologie ist mehr als die von manchen Kliniker:innen belächelte „Blutzuckerkosmetik“ mit Anpassung von zwei Insulineinheiten mehr oder weniger. Ja, Diabetologen sollten die Praxis der Insulintherapie beherrschen. Aber sie sollten vor allem die Bedürfnisse, medizinischen und sozialen Probleme sowie Ressourcen der von ihnen betreuten Menschen mit Diabetes erkennen und individuelle Lösungen unter Erhalt der Lebensqualität finden. Dieses empathische Coaching ist die eigentliche Herausforderung unseres Fachgebietes.

    Welche Nachwuchsförderungen bieten Sie und Ihre Gesellschaft an?
    Seit vielen Jahren gibt es zum Frühjahr- und Herbstkongress der DDG ein Stipendiaten-Programm. Dabei werden Studierende und junge Ärzt:innen in Weiterbildung durch erfahrene Mentor:innen aus Klinik und Praxis, aber auch den Austausch mit jungen Kolleg:innen in diabetologischer Weiterbildung an das Fach herangeführt.

    Darüber hinaus wurde vor fünf Jahren mit Unterstützung des BVND eine Famulatur-, PJ- und Hospitations-Börse auf der DDG-Website geschaffen, um niedrigschwellig Ausbildungsangebote in der Diabetologie zu vermitteln.


    Weiterbildung Diabetologie
    © Dirk Michael Deckbar

    Dr. Antje Weichard ist Fachärztin für Allgemeinmedizin und Diabetologin, zudem ist sie als Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der niedergelassenen Diabetologen BVND e.V. für das Thema Nachwuchs verantwortlich. Als Akademische Lehrpraxis des Universitätsklinikums Magdeburg vermittelt sie Studierenden, Blockpraktikanten, Famulanten, PJlern und Ärzten in Weiterbildung Einblicke in die ambulante Diabetologie.

    Facharzt Ausbildung DiabetologieDr. Dorothea Reichert ist Fachärztin für Innere Medizin und Diabetologin DDG. Zudem ist sie Inhaberin einer Diabetologischen Schwerpunktpraxis in Rheinland-Pfalz. Als stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes niedergelassenen Diabetologen BVND e.V. ist sie für das Thema Qualität und Nachwuchs verantwortlich. Die Praxis ist Weiterbildungseinrichtung für Innere Medizin und Allgemeinmedizin sowie Diabetologie und bildet regelmäßig weiter. Ebenso sind Famulanten immer willkommen.


     

    Weiterführende Links:

    Website der BVND
    Interessiert an einem Weiterbildungsstipendium in der Diabetologie?
    Mehr Informationen zur Diabetologie
    Weitere Fachgesellschaften

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