Für unsere Serie der besten Weiterbildungsbefugten sprachen wir dieses Mal mit dem Ärztlichen Direktor und Chefarzt der Abteilung Chirurgie, spezielle Unfallchirurgie, Orthopädie des Ortenau Klinikum Wolfachs, Dr. Oliver Datz (Bild), der die Kriterien für die TOP-WEITERBILDER erfüllt.
Wie empfangen Sie neue Ärzt:innen in Ihrem Haus?
Beim Onboarding der neuen Kolleg:innen steht bei uns der Teamgedanke an erster Stelle. Nachdem sie bereits im Vorfeld von unserer Verwaltungsdirektorin in die Gepflogenheiten und Örtlichkeiten unseres Hauses eingewiesen worden sind, werden die neuen Kolleg:innen auch von der Verwaltungsdirektorin begrüßt und zur ersten gemeinsamen Frühbesprechung begleitet. Hierbei werden die neuen Kolleg:innen dem Ärzteteam vorgestellt und nehmen auch gleich an der ersten Frühbesprechung teil. Danach werden dann den neuen Kolleg:innen ein Mentor aus der Facharztebene sowie einem Stationsarzt zugewiesen, der die neuen Kolleg:innen dann zunächst für die ersten Tage und Wochen betreut und in die weiteren Gepflogenheiten des Hauses einführt. Wir pflegen in unserem Haus die familiäre Atmosphäre, den Teamgedanken, die Gleichwertigkeit aller Beteiligten, die flache Hierarchie, die Toleranz, die Wertschätzung und den Respekt füreinander. Auch der hohe Frauenanteil bei uns in der Abteilung sorgt für einen harmonischen und sozialen Umgang miteinander.
Was erreichen Sie über die Entwicklungsgespräche mit Ihren Kolleg:innen?
Regelmäßig führen wir sogenannte Mitarbeitergespräche mit den jungen Kolleg:innen durch – das erst Mal nach wenigen Wochen, dann am Ende der Probezeit und ansonsten halbjährlich. Dabei geht es nicht alleine nur um die Entwicklungsmöglichkeiten im Rahmen ihrer Weiterbildung. Der intensivierte Kontakt vermittelt uns auch Einblicke in Arbeitszufriedenheit und Wohlbefinden. Verbesserungsvorschläge sind uns dabei besonders wichtig. Diese zeitnah umzusetzen ist für uns ebenfalls ein wichtiger Baustein für eine qualitativ hochwertige Weiterbildung.
Ist ein festes Weiterbildungscurriculum bei Ihnen im Einsatz, um den Abschluss der Weiterbildung im zeitlichen Rahmen zu ermöglichen?
Wir haben ein Weiterbildungscurriculum für Unfallchirurgie/Orthopädie. Hier wird klar definiert, was erreicht werden kann und soll im Rahmen unserer Möglichkeiten der Weiterbildungszeit, die wir zu der Ermächtigung zugeteilt bekommen haben. Hierbei ist anzumerken, dass bei uns deshalb auch Kolleg:innen, die den Beruf beginnen, willkommen sind, als auch Kolleg:innen die am Ende der Weiterbildung stehen und noch spezialisierte Operationen durchführen können. Regelmäßig wird im E-Log-Buch mit den Weiterbildungsassistent:innen überprüft und festgelegt, welche Qualifikationen sie bereits erreicht haben und welche noch durchgeführt werden sollen, um die Zeit der Weiterbildung in unserem Haus optimal zu nutzen. Ärzte, die sich in der Weiterbildung „Allgemeinmedizin“ be-finden, werden schwerpunktmäßig auf der Station und chirurgischen Notfallambulanz eingesetzt und erhalten somit eine breitgefächerte Ausbildung in der Allgemeinchirurgie. Zusätzlich werden wöchentliche abteilungsinterne Fortbildungen sowohl durch die Fach- wie auch die Assistenzärzte selbst durchgeführt.
Können diese sich auch an Mentoren wenden?
Als Mentoren sind bei uns die Fachärzte tätig. Die Assistenzärzt:innen können jederzeit während auf die Mentoren oder auch auf die Chefärzte zugehen, um ihre Probleme und Fragen loszuwerden. Diese kurzen Wege erlauben schnelle und pragamatische Lösungen. Die kurzen Gespräche mit den Mentoren sind im übrigen auch kleine Entwicklungsgespräche mit den Mitarbeiter:innen. Denn auch bei diesen eruieren wir die Stimmung im Team und können notwendige Feinjustierungen jederzeit durchführen.
Als Chefarzt verpflichten Sie sich auch zu einer respektvollen Arbeitskultur. Wie stellen Sie diese her?
Respekt und Toleranz wird bei uns gelebt, vor allem dank der flachen Hierarchien. Wir schätzen jeden Mitarbeiter:in! Jeder ist wertvoll für unsere Abteilung; auch in seinen Schwächen übrigens: Diese werden akzeptiert, gleichzeitig gehört zu unserer Fehlerkultur auch, dass wir aufeinander achten und uns gegenseitig stärken.
Wie sieht dieses stärken aus?
Wir entwickeln uns alle als Arzt, als Mensch, als Kollege und als Teammitglied laufend weiter. Fehleinschätzungen werden im Team im Rahmen der Frühbesprechung oder Nachmittagsbesprechung offen gelegt und analysiert, damit für jeden daraus ein Gewinn gezogen werden kann, um weitere, ähnliche Fehler zu vermeiden. Dafür ist ein Vertrauensverhältnis essentiell.
Und wie gehen Sie dabei vor?
In erster Linie erfolgt sowohl in den Besprechungen, wie auch im OP über eine Art „permanente Ausbildung”, in der die einzelnen OP-Schritte erklärt werden. Des Weiteren gilt die Doktrin „fördern und fordern” – so sollen die Kolleg:innen durchaus auch über medizinische Sachverhalte befragt werden. Unsere Früh- und Mittagsbesprechungen sind gezeichnet durch einen höflichen Umgang miteinander, ein Bloßstellen eines Kollegen:in wird niemals erfolgen. Das Lachen während der Früh- oder Nachmittagsbesprechung kommt übrigens auch selten zu kurz. Ein kurzfristig beschlossenes, gemeinsames Abendessen oder auch weitere Aktivitäten Einzelner oder des gesamten Teams sind keine Seltenheit und zeigen, dass wir sehr gut harmonieren.
Wie sind die Perspektiven in Ihrem Haus nach der Weiterbildung?
Sehr gut! Unsere Weiterbildungsassistenten:innen sind zum einen Facharztanwärter sowie auch Anwärter zum Facharzt für Allgemeinmedizin. Unser Haus ist auch sehr gut geeignet zur Ausbildung von jungen Allgemeinmedizinern, da wir hier nahezu eine komplette Ausbildung, was die klinische Phase betrifft, für die Allgemeinmedizin anbieten können. Wir sind Teil eines großen Klinikverbunds mit derzeit sieben Betriebsstellen, darunter zwei Maximalversorger, hierbei kann die Weiterbildung zum Unfallchirurgen/Orthopäden sehr gut gesteuert und im Gesamtverbund abgeleistet werden.
Unsere Stärke ist dann, wie oben bereits beschrieben, die Anfangszeit in der Weiterbildung zu bewältigen. Hier können die jungen Kolleg:innen die ersten Schritte gehen und Erfahrungen sammeln entsprechend des Curriculums. Wir haben aber genauso viele Weiterbildungsteilnehmer, die dann am Ende der Ausbildung noch spezielle Operationsverfahren erlernen und durchführen können, auch als Vorbereitung für die Facharztprüfung. Die Allgemeinmediziner können im Rahmen unserer großen Notfallversorgung den chirurgischen Alltag auf unfallchirurgischem, aber auch auf viszeralchirurgischem Gebiet lernen und dies dann für ihre Tätigkeit als Allgemeinarzt in einer Praxis gewinnbringend mitnehmen. So haben wir in der Region mehr Allgemeinmediziner:innen ausgebildet, die jetzt in der Region ihre Praxis haben. Andere Weiterbildungsteilnehmer für die Un-fallchirurgie/Orthopädie sind mittlerweile auch in den Haupthäusern teils als Facharzt oder Oberarzt eingestellt und machen hier in den einzelnen Betriebsstellen einen sehr guten Job und sind der Region verbunden.
Worauf achten Sie persönlich besonders bei jungen Ärzt:innen?
Bei den jungen Ärzt:innen schätzen wir die Loyalität und Kollegialität, die Teamfähigkeit, das Aufbringen von Toleranz und Respekt gegeneinander sowie ein sehr soziales Verhalten. Ehrliche Kritikfähigkeit ist willkommen ebenso wie die Bereitschaft, auch mal Unangenehmes zu tun. Den oder die Patient:in im Mittelpunkt zu sehen, ist natürlich eine unabdingbare Voraussetzung. Im Rahmen der Weiterbildung achten wir besonders auf eine stetige Entwicklung auf sozialer Ebene, auf die Zusammenarbeit mit dem Team und natürlich auch auf Fortschritt in der medizinischen Ausbildung in der gewünschten Fachdisziplin. Denn erst wenn sich alle drei Säulen kontinuierlich verbessern, kann ein guter Facharzt-/Oberarzt-/Chefarzt aus diesen Ärzt:innen werden. Sie dabei zu begleiten, ist für mich Anspruch und Freude zugleich.
Weiter Top-Weiterbildungsbefugte finden Sie hier.