Die Innere Medizin ist eine der größten Fachrichtungen der Medizin, aber auch hier ist Nachwuchs gesucht. Prof. Georg Ertl von der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) berichtet über die Angebote für alle, die an einer fachärztlichen Weiterbildung in der Inneren Medizin interessiert sind und spricht außerdem über den demographischen Wandel und den Einfluss von Künstlicher Intelligenz in seiner Fachrichtung.
Herr Prof. Ertl, wie groß ist der Bedarf an Nachwuchs in der Inneren Medizin?
Die Zahl der berufstätigen Internistinnen und Internisten ist laut Bundesärztekammer in den letzten Jahren deutlich gestiegen von knapp 55 000 im Jahr 2018 auf fast 62 000 Ende 2023. Ein Blick auf die Altersstruktur der berufstätigen Internistinnen und Internisten zeigt aber, dass die Innere Medizin vor einem tiefgreifenden Wandel steht: Mehr als die Hälfte der Internistinnen und Internisten ist über 50 Jahre alt, rund ein Viertel älter als 60 Jahre. Das heißt, viele werden in den kommenden Jahren aus dem Berufsleben ausscheiden. Gleichzeitig werden mit einer zunehmenden Alterung in unserer Bevölkerung die internistischen Fälle, also der Bedarf an internistischer Versorgung, zunehmen.
Es geht also darum, den internistischen Nachwuchs gezielt zu fördern, um einem drohenden Mangel entgegenzuwirken. Dieser Aufgabe widmet sich die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V., kurz DGIM, mit einer Vielzahl von Förder- und Stipendienprogrammen, (Online-)Angeboten für die Fort- und Weiterbildungen und speziellen Veranstaltungen auf dem Internistenkongress. Dass diese Maßnahmen wirken, zeigt sich auch in der steigenden Mitgliederzahl der DGIM. Über 30 000 Internistinnen und Internisten – fast gleich viele Frauen wie Männer, die Hälfte unter 40 Jahren – gehören der Fachgesellschaft an und machen sie zu Europas größter Organisation dieser Art.
Die technologische Entwicklung verläuft vor allem im Bereich KI rasant. Inwiefern sind diese Entwicklungen bereits heute im medizinischen Alltag relevant und was bedeutet das für die Zukunft der Inneren Medizin?
Künstliche Intelligenz kann die Medizin spürbar verändern. Momentan sind viele dieser Anwendungen allerdings noch in der Erprobungsphase oder nur lokal in Anwendung. Gerade in Zeiten steigender Patientenzahlen bei gleichzeitigem Fachkräftemangel muss es darum gehen, dass KI den ärztlichen Alltag entlastet, indem sie Prozesse beschleunigt und Fehler reduziert.
Doch der Einsatz von KI erfordert auch ein neues Rollenverständnis: Ärztinnen und Ärzte müssen die Technologie verstehen und kritisch hinterfragen können. Wer früh lernt, mit KI zu arbeiten, wird von den technologischen Möglichkeiten profitieren – und die Innere Medizin aktiv mitgestalten. Auch wenn viele medizinische Fakultäten KI noch nicht systematisch lehren, gibt es vielfältige Möglichkeiten, sich über die neuen technologischen Möglichkeiten zu informieren. Die DGIM hat beispielsweise in der Reihe DGIMTalk 3 Online-Fortbildungsveranstaltungen zu KI in der Inneren Medizin abgehalten und begleitet das Thema wissenschaftlich und strukturell im Rahmen ihrer Kommissionsarbeit und auf dem 131. Internistenkongress vom 03. bis 06. Mai 2025 in Wiesbaden.
Welche Möglichkeiten bietet die DGIM an, um sich über eine Karriere in der inneren Medizin zu informieren?
Ab dem 6. Studiensemester erhalten Medizinstudierende einen kostenlosen Gastzugang zur DGIM mit zahlreichen Vorteilen: freier Eintritt zum Internistenkongress, kostenfreier Online-Zugang zur Fachzeitschrift „Die Innere Medizin“ und Einblick in die DGIM e.Akademie als Orientierung für zukünftige CME-Fortbildungen. Zudem bietet die DGIM individuelle Beratung zu Weiterbildung und berufsrelevanten Rechtsfragen. Wer sich besonders engagieren möchte, kann in der Arbeitsgruppe „JUNGE DGIM“ mitwirken oder sich für ein Promotionsstipendium (10 x 10.000 €) oder für ein Reisestipendium (100 x 200 €) zum Internistenkongress nach Wiesbaden bewerben.
Für alle, die an einer Weiterbildung in der Inneren Medizin interessiert sind oder mehr über die DGIM erfahren wollen:
Homepage der DGIM
Angebote zur Fort- und Weiterbildung
131. Internistenkongress, 03.-06. Mai 2025 in Wiesbaden
Gastzugang für Studierende
DGIMTalk
Prof. Georg Ertl studierte Humanmedizin in Mainz und Graz, promovierte 1975 in Kardiologie und habilitierte sich 1986 an der Universität Würzburg. Seit 2019 ist er Generalsekretär der DGIM und seit 2005 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer Von 1999 bis 2017 hatte er Lehrstuhl Medizinische Klinik I der Universität Würzburg inne und war von 2016 bis 2020 ärztlicher Leiter des Universitätsklinikums Würzburg. Außerdem ist er seit 2002 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina.