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    „Weichen stellen für eine gelingende Entwicklung“

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    By Cornelia on 11. Mai 2023 Allgemein, Alternative Karriere, Fachgesellschaften, Psychologie und Psychiatrie, Psychosomatische Medizin, Weiterbildung

    Das Thema psychischer Erkrankungen ist in der breiten Bevölkerung häufig noch ein Tabuthema. Dabei gilt Depression mittlerweile als Volkskrankheit, die auch vor Kindern und Jugendlichen keinen Halt macht. Besonders in den letzten Jahren verstärkt sich der Eindruck, Fälle psychischer Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen würden sich häufen. Ist das tatsächlich der Fall? Den Effekt der Pandemie und des Krieges auf die Psyche der Jugend erklärt uns der Ärztliche Direktor der Luisenklinik, Professor Dr. Dr. Norbert Grulke.

    Folgen der Pandemie auf KinderDie letzten Jahre waren stark von der Corona-Pandemie bestimmt. Hat das bei Kindern und Jugendlichen Spuren hinterlassen?
    Auf jeden Fall! Mittlerweile gibt es einige gute Studien, die erhebliche Auswirkungen der Corona-Krise auf Kinder und Jugendliche beschreiben. Diese Effekte betreffen verschiedene Bereiche: Es gab einen Anstieg von psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Viele junge Menschen haben in dieser Zeit unter Angstzuständen, Depressionen und Einsamkeit gelitten.

    Auch die Schulschließungen während der Corona-Pandemie haben sich negativ auf die Bildung von Kindern und Jugendlichen ausgewirkt. Viele Schülerinnen und Schüler haben Schwierigkeiten beim Fernlernen und es gibt Bedenken, dass einige ihre Bildungschancen aufgrund der Pandemie verpassen. Zusätzlich haben die Einschränkungen der sozialen Kontakte und die erhöhte Isolation während der Pandemie dazu geführt, dass viele Kinder und Jugendliche Schwierigkeiten bei der Entwicklung sozialer Fähigkeiten und dem Schließen von Freundschaften hatten. Den zwischenmenschlichen Kontakt haben viele vermisst.

    Es gibt jedoch auch positive Aspekte zu berichten. Zum Beispiel das Wachsen des Gemeinschaftsgefühls und der Solidarität in einigen Familien und Gemeinschaften, sowie die Verbesserung der digitalen Skills und Technologie-Fähigkeiten der Jugend.

    Zum Alltag unserer Zeit kommen neben der Pandemie nun aber noch Krieg, Wirtschaftsängste und Klimakatastrophen. Glauben Sie, dass diese aktuellen Jahre langfristig Auswirkungen auf die Psyche Heranwachsender haben werden?
    Leider ja. Als Psychotherapeut bin ich überzeugt, dass die aktuellen Jahre sich langfristig auf die Psyche von Heranwachsenden auswirken. Die anhaltenden Herausforderungen, wie Krieg, Pandemie, Wirtschaftsängste und Klimakatastrophen, nicht zuletzt befeuert durch soziale Medien, führen zu einer erhöhten Belastung und Unsicherheit. Hinzu kommt noch, dass die Kriegserfahrung zu traumatischen Erfahrungen führen können, die es erschweren, Vertrauen in andere Menschen aufzubauen. Die aus dem Krieg resultierende wirtschaftliche Unsicherheit kann zu finanziellen Belastungen und Schwierigkeiten bei der Planung der Zukunft führen. Studien belegen, dass chronischer Stress und Traumatisierung bei Kindern und Jugendlichen zu einer Vielzahl von psychischen Problemen führen können, wie zum Beispiel Depressionen, Angststörungen und posttraumatische Belastungsstörungen. Das kann auch zu Entwicklungsstörungen und sozialen Anpassungsproblemen führen, die langfristige Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben können.

    Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass nicht alle Heranwachsenden gleichermaßen von diesen Krisensituationen betroffen sind. Einige Kinder und Jugendliche sind widerstandsfähiger und können besser mit Stress und Traumatisierung umgehen. Manche Studien deuten darauf hin, dass schwierige Erfahrungen, wie sie durch die Pandemie verursacht wurden, die Resilienz von Kindern und Jugendlichen sogar stärken und ihnen helfen können, in Zukunft besser mit Herausforderungen umzugehen. Dies kann sich auch positiv auf ihre soziale und emotionale Entwicklung auswirken und sie stärker und widerstandsfähiger machen. Es ist aber anzumerken, dass das nicht nur von persönlicher Resilienz abhängig ist, sondern vor allem auch von familiären, sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

    Welche Probleme von Kindern und Jugendlichen haben sich auf der Mikroebene, also dem direkten persönlichen Kosmos, in den letzten Jahren verändert?
    Pandemie und Krieg haben zweifellos Auswirkungen auf das Leben von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen und können zu zusätzlichen Belastungen führen. Allerdings ändern sie prinzipiell nicht die grundlegenden Konflikte und Entwicklungsschritte, die im Laufe des Aufwachsens bewältigt werden müssen. Insgesamt können die Herausforderungen der letzten Jahre als Teil des allgemeinen Prozesses des Aufwachsens betrachtet werden, da junge Menschen lernen müssen, sich an veränderte Umstände anzupassen und mit Schwierigkeiten umzugehen.

    Idealerweise erhalten sie dabei angemessene Unterstützung durch Familien, Lehrer und andere Betreuungspersonen und wachsen in gesicherten sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen auf. In einer nicht-idealen Welt gibt es daher in dieser Hinsicht viele Aufgaben, die nicht zuletzt auch seitens der Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie anzugehen sind. Diese müssen dann gemeinsam mit Kindern oder Jugendlichen und ihrem Bezugssystem gelöst werden. Darin liegt ein besonderer Reiz der psychotherapeutischen, in der Regel sehr befriedigenden, Tätigkeit.

    Folgen der Pandemie auf KinderWelche Rolle spielt die Digitalisierung bei der psychischen Gesundheit Ihrer Patient:innen?
    Soziale Medien können dazu beitragen, dass sich Kinder und Jugendliche ständig mit anderen vergleichen und sich unter Druck setzen, um ein bestimmtes Bild von sich selbst darzustellen. Dies kann zu einer Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls führen. Soziale Medien können auch ein Instrument für Mobbing sein, was zu einer Belastung und zu psychischen Problemen führen kann.

    Auch exzessives Gaming lässt sich als Ursache und Ventil psychischer Belastung identifizieren. Oft sind Vernachlässigung von Schule, sozialen Beziehungen und anderen Aktivitäten die Folge. Daraus kann eine Abhängigkeit von Computerspielen resultieren. Nicht ohne Grund hat die WHO in der elften Version der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-11) die „Gaming Disorder“ eingeführt. Mit dem Begriff Sucht sollte dabei allerdings vorsichtig umgegangen werden. Das Internet kann auch eine Fülle von Informationen über Selbstverletzung und Suizid bereitstellen, was für gefährdete Kinder und Jugendliche ein Risiko darstellen kann.

    Dennoch möchte ich auch positive Einflüsse der Digitalisierung auf das Wohlbefinden der Heranwachsenden beleuchten: Sie haben die Möglichkeit, Informationen und Unterstützung zu finden, die zu einer Verbesserung der psychischen Gesundheit beitragen können. Digitale Medien können zudem dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche besser miteinander vernetzt sind und eine größere Gemeinschaft bilden. Es ist daher wichtig, dass Kinder und Jugendliche in Bezug auf digitale Medien geschult und unterstützt werden. Das stellt sicher, dass sie diese sicher und verantwortungsbewusst nutzen und Zugang zu Unterstützung haben, wenn sie mit psychischen Problemen zu kämpfen haben. Eltern, Schulen und andere öffentliche Institutionen und Einrichtungen können dabei eine wichtige präventive Rolle spielen, indem sie Kindern und Jugendlichen helfen, digitale Medien in einer gesunden Art und Weise zu nutzen.

     


    Ein Beispiel wie die Digitalisierung einen Schritt in die richtige Richtung für die psychische Gesundheit machen könnte, findest du hier.


    Gerade in Ihrem Bereich herrscht eine große Nachfrage nach medizinischem Fachpersonal. Warum ist dies so und warum raten Sie dem Medizinernachwuchs dazu, sich ihrer Disziplin zuzuwenden?
    Der Bedarf an psychotherapeutischen Leistungen und damit die Nachfrage ist in den letzten Jahren gestiegen. Metaanalysen deuten darauf hin, dass die Prävalenz psychischer Erkrankungen in Deutschland in den letzten Jahren zugenommen hat. Hinzu kommen andere Faktoren, etwa eine erhöhte Bereitschaft, Hilfe zu suchen. Zusätzlich sind Ärzte heute aufmerksamer und sensibler gegenüber psychischen Erkrankungen und empfehlen Psychotherapie eher als früher. Diese erhöhte Nachfrage erfordert mehr Leistungserbringer, da ja die aktuell psychiatrisch-psychotherapeutisch Tätigen diese bei weitem nicht decken können. Sie sind bereits jetzt ausgelastet. Viele Aktive werden absehbar in Rente gehen und es fehlt an genügend Nachfolgenden.

    Diese Tatsache trifft allerdings nicht nur auf die sogenannten Psych-Fächer zu. Eine Studie aus dem Jahr 2019 zeigte, dass die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen und die Wahrnehmung der Psychiatrie als unattraktives Fachgebiet einige der Hauptgründe waren, warum sich die Befragten nicht für eine Karriere in diesem Bereich entschieden haben.

    Dem möchte ich allerdings widersprechen! Befragt man die im Felde Tätigen, geben viele eine hohe Berufszufriedenheit an. Sie empfinden den Umgang mit den Patienten als besonders bereichernd und befriedigend, zum Beispiel durch die Möglichkeit, Menschen zu helfen und positive Veränderungen im Leben der Patienten zu bewirken. Darüber hinaus schätzen viele die fachliche Herausforderung, die Vielfalt an Aufgaben und die Möglichkeit zur Weiterbildung.

    Eine weitere wichtige Rolle spielen auch die Teamarbeit und die Zusammenarbeit mit anderen Fachkräften, wie etwa Psychologen, Sozialarbeitern und Ergotherapeuten. Arbeit im Bereich der psychischen Gesundheit trägt auch dazu bei, das persönliche Wachstum zu fördern und eine breitere Perspektive auf die Welt und die menschliche Natur zu entwickeln. Gerade im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie oder -psychotherapie lassen sich noch Weichen für eine gelingende Entwicklung stellen.

    Klingt nach einer spannenden und erfüllenden Karriere.
    Absolut! Es darf auch nicht vergessen werden: In psychiatrisch-psychosomatisch-psychotherapeutischen Kliniken bestehen hervorragende Karrierechancen.

    Und was müssen Kliniken tun, um Ärzt:innen davon zu überzeugen und sie von dieser Karriereoption zu überzeugen?
    In einem Arbeitnehmermarkt, in dem Fachkräftemangel herrscht, wird es für Kliniken immer wichtiger, sich als attraktive Arbeitgebermarke zu positionieren, um potenzielle Kandidaten anzuziehen. Eine individuelle Arbeitgebermarke ist geprägt von der Kultur der Zusammenarbeit und der Art der Führung in der Klinik. Es ist wichtig, dass Kliniken diese Aspekte aktiv kommunizieren und in ihren Stellenanzeigen, auf ihrer Website und in ihren sozialen Medien hervorheben. Ein wichtiger Faktor dabei ist das Angebot von attraktiven Arbeitsbedingungen und -umgebungen, wie zum Beispiel flexible Arbeitszeiten, Weiterbildungsmöglichkeiten, moderne Ausstattung und Technologie. Aber auch transparente Kommunikation, eine positive Arbeitsatmosphäre und eine gute Work-Life-Balance sind wichtig.

    Was macht Ihnen an ihrer Arbeit besondere Freude?
    Ganz klar: Die Arbeit mit den Menschen! Auch in meiner jetzigen Position als Ärztlicher Direktor ist eine gelungene Therapiestunde noch immer viel befriedigender als beispielsweise eine erfolgreiche Sitzung oder eine Publikation.

    Durch die therapeutische Arbeit erlangt man tiefe Einblicke in viele Facetten des menschlichen Lebens. Jeder Patient ist anders, es wird nie langweilig. Wir können von unseren Patienten ständig dazulernen. Wir retten zwar selten Leben, dafür häufiger Lebensläufe. In der psychotherapeutischen Begleitung oder in Katamnesen können wir oft spürbar ernten, was wir in unseren Therapien säen. Einfach ein toller Job!


    Effekte der Pandemie auf Psyche der Jugend, Prof. Norbert Grulke

    Professor Dr. med. Dr. rer. soc. Norbert Grulke studierte mittels Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung Medizin und Psychologie. Dabei blickte er auch über den Tellerrand zur Soziologie und Philosophie. Seine akademische Laufbahn begann er zunächst an der Medizinischen Psychologie und Soziologie der Uni Tübingen, wo er auch zum Dr. med. und zum Dr. rer. soc. promovierte. Anschließend wechselte er an der Uni Ulm zur Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, habilitierte sich im Fachbereich und wurde 2008 zum Professor ernannt. Er ist Psychologischer Psychotherapeut (Verhaltenstherapie) und Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (tiefenpsychologisch).

    Herr Prof. Grulke erhielt außerdem zahlreiche wissenschaftliche Auszeichnungen, unter anderem den Römerpreis des DKPM und Young Investigators Award der IPOS. Neben seinem stetigen ehrenamtlichen Engagement ist Norbert Grulke seit vielen Jahren in Aus-, Fort- und Weiterbildung für Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen tätig. 2007 wurde er zum Ärztlichen Direktor der Luisenklinik, Zentrum für Verhaltensmedizin, Akademisches Lehrkrankenhaus Uni Freiburg –Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie- mit ihren Standorten in Bad Dürrheim, Stuttgart und Radolfzell ernannt.

     

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    Dr. med. Alice Martin

    "Wenn ich das gewusst hätte..."
    Die Rubrik in der erfahrende Ärzt:innen aus dem Nähkästchen plaudern.


    „Je detaillierter die Beschreibung, umso besser die Diagnose!“

    „Als junge Medizinstudentin habe ich sehr häufig Hautausschläge gesehen und auch schon einmal selbst einen Ausschlag gehabt.

    Sehr erstaunlich ist, wie viele verschiedene Fotos von Hautproblemen existieren und daraus resultierend die Feststellung, wie unterschiedlich die Hautausschläge aussehen können. Durch eine sehr gute Beschreibung lässt sich das Hautproblem jedoch meistens diagnostizieren. Viele Konsile zwischen Ärztinnen und Ärzten laufen manchmal allerdings nur rein deskriptiv, beispielsweise durch Fachbegriffe, ab. Und bei einer sehr guten Beschreibung und einer kurzen Anamnese bedarf es gelegentlich sogar gar keinem Foto.

    Ich hätte mir gewünscht, im Medizinstudium einen noch stärkeren Fokus auf diese Deskription zu erhalten. Denn ich merke nun selbst, dass die Dermatologie, genau wie die Augenheilkunde, einer der Fachbereiche ist, in dem man als andere Fachdisziplin Schwierigkeiten hat und meistens nur – salopp formuliert – Kortison verwendet und erst bei ausbleibender Verbesserung einen Arzt einschaltet.“


    Dr. med. Alice Martin ist Hautärztin in Weiterbildung und Mitgründerin der Online-Hautarztpraxis dermanostic, sowie dem Online-Portal zur medizinischen Weiterbildung medi-login. Sie tritt als Speakerin im Bereich „Digital Health“ auf und ist seit 2021 als Dozentin an der FOM Hochschule tätig.

    Dr. med. Ole Martin

    "Wenn ich das gewusst hätte..."
    Die Rubrik in der erfahrende Ärzt:innen aus dem Nähkästchen plaudern.


    „Nehmt euch die Zeit und schnuppert auch in medizinische Berufe fernab des OP-Saales“

    „Ärzte dürfen keine Fehler machen!“ Wer mit Menschenleben arbeitet, kann es sich nicht erlauben, unkonzentriert zu sein, zu zögern oder gar an sich selbst zu zweifeln.
    Das ist ein Mantra, nach dem junge Mediziner:innen in der Regel leben, ja sogar leben müssen. Tagtäglich mit Krankheit, Gesundheit, Leben und Tod konfrontiert zu werden, macht eine solche Einstellung erforderlich.

    Als Arzt in einem Unternehmen zu arbeiten, bedeutet hingegen eine ganz andere Fehlerkultur: Während Fehler während einer medizinischen Behandlung auf keinen Fall passieren dürfen, gehört das „Fehler-Machen“ in der freien Wirtschaft mit dazu – und wird sogar eingefordert. Wie im alltäglichen Leben sind Fehler häufig die Grundvoraussetzung dafür, dass man lernt und über sich hinauswächst. Im Vergleich zu einer Arbeit am OP-Tisch oder im Behandlungszimmer muss im Unternehmens-Kontext viel ausprobiert und gewagt werden – seien es neue Geschäftsmodelle, verrückte Werbekampagnen oder innovative Vertriebsstrategien.

    Die beiden Fehlerkulturen könnten gegensätzlicher nicht sein. Das ist aber auch nicht schlimm! Unterschiedliche Umstände verlangen unterschiedliche Normen. Wichtig ist aber, dass man sich dieser verschiedenen Welten bewusst wird. Tut man dies nicht, läuft man Gefahr, die ärztliche Fehlerkultur auch auf andere Lebensbereiche zu übertragen.

    Was kann man also tun? Ich kann euch nur empfehlen, neben eurer ärztlichen Ausbildung auch mal ein Praktikum im nicht-ärztlichen Bereich, wie zum Beispiel in einem Unternehmen, zu machen. Dadurch habt ihr die Chance, beide Welten kennenzulernen und könnt dann eine Entscheidung treffen, für welchen Weg ihr euch entscheidet.


    Dr. med. Ole Martin hat an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Medizin studiert und anschließend an der Düsseldorfer Universitätsklinik seine Facharztausbildung für Radiologie begonnen. Schon früh wollte er sich für bessere Lösungen in der medizinischen Versorgung einsetzen. Daher baute er seit 2018 als CTO die medizinischen Online-Lernplattform medi-login auf. 2019 gründete er dann zusammen mit seiner Frau Dr. Alice Martin und dem Ärzte-Ehepaar Dr. Estefanía und Patrick Lang die Online-Hautarztpraxis dermanostic, bei der er als Geschäftsführer tätig ist.

    Uwe Michael Glatz

    "Wenn ich das gewusst hätte..."
    Die Rubrik in der erfahrende Ärzt:innen aus dem Nähkästchen plaudern.


    „Kümmert euch frühzeitig um eure Altersvorsorge und finanzielle Absicherung!“

    „Lange Zeit hatte ich selbst die Themen Absicherung, Vorsorge und Vermögensaufbau vernachlässigt. Im Berufsalltag stand die medizinische Versorgung der Patienten und die eigene Facharzt-Weiterbildung im Mittelpunkt. Ich habe mir wenig Gedanken darum gemacht, wie ich mit dem Geld, das ich tagtäglich verdiene, sinnvoll umgehe. Dass die Rente der ärztlichen Versorgungswerke im Ruhestand nicht ausreichen wird, um meinen Lebensstandard zu halten, wusste ich ebenfalls nicht.

    Vor einigen Jahren habe ich nach einer persönlichen Krise begonnen, mich in diesen Bereichen zunächst privat weiterzubilden. Diese Entwicklung habe ich dann mit einer IHK-Prüfung abgeschlossen. Heute berate und begleite ich Ärzt:innen und Angehörige anderer medizinischer Berufsgruppen in allen Finanz- und Absicherungsfragen. Mit dem Wissen von heute hätte ich bereits im Studium begonnen, eine zusätzliche private Rente aufzubauen und mich um die Absicherung meiner Arbeitskraft gekümmert. Das geht schon mit relativ kleinen Monatsbeiträgen, die je nach Karrierefortschritt weiter gesteigert werden können. Positiver Nebeneffekt: Man gewöhnt sich an die regelmäßigen Investments und passt seinen Lebensstandard mit der Zeit entsprechend an.“


    Uwe M. Glatz war jahrelang leitender Oberarzt in der Viszeralchirurgie und arbeitet jetzt als Finanzexperte für Ärzt:innen. Ihnen fehlt oftmals die Zeit, sich neben ihrer anspruchsvollen und zeitintensiven Tätigkeit noch mit Fragen der Vorsorge und Absicherung zu beschäftigen.

    Univ.-Prof. Dr. Ines Gockel

    "Wenn ich das gewusst hätte..."
    Die Rubrik in der erfahrende Ärzt:innen aus dem Nähkästchen plaudern.


    „Eignet euch Kompetenzen in Sachen Management und Führung an."

    „Meinen MBA für International Healthcare Management an der Frankfurt School of Finance and Management habe ich erst relativ spät in meinem beruflichen Werdegang absolviert, also kurz vor meinem Ruf auf die W3-Professur für Viszeralchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig. Das MBA-Programm war beruflich und auch persönlich die wichtigste und lehrreichste Zeit in meinem Leben nach meinem Medizinstudium.

    Die erworbenen Skills und Kompetenzen wären mir sicherlich bereits viel früher zu Gute gekommen, hätte ich mich zuvor intensiver mit dieser Möglichkeit beschäftigt, die prinzipiell bereits nach zwei Jahren Berufserfahrung möglich gewesen wäre. Ich kann nur dazu raten, diese Zusatzausbildung so früh wie möglich in Betracht zu ziehen, denn Management-, Business- und Führungsthemen werden im Medizinstudium nur marginal adressiert. Diese, wie auch werteorientiertes ärztliches Handeln und wirtschaftliche Grundprinzipien, welche eng miteinander verknüpft sind, sollten aus meiner Sicht fest in das Medizinstudium implementiert werden.“


    Univ.-Prof. Dr. Ines Gockel leitet die Viszeralchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig, AöR. Sie ist Fachärztin für Chirurgie, Viszeralchirurgie und Spezielle Viszeralchirurgie. Sie absolvierte einen MBA für International Healthcare Management an der Frankfurt School of Finance and Management.

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